Maria Kapeller ist selbstständige Texterin, freie Journalistin, Autorin und Gründerin des alternativen Online-Reisemagazins www.kofferpacken.at. In ihrem Buch „Lovely Planet“ geht sie unserem Reisetrieb mit sieben Fragen auf den Grund und spricht mit unterschiedlichen Expertinnen und Experten über Ressourcennutzung, soziale Ungleichgewichte allerdings auch über Zufriedenheit und Achtsamkeit.
Jedem Kapitel – oder jeder Frage - stellt Kapeller eine Geschichte voran, die Leserinnen und Leser in die Fragestellung ziehen soll. Ein interessanter Ansatz, auch die Gespräche mit den Expertinnen und Experten in das Buch einzuarbeiten. Dies und vielleicht auch der Schreibstil der Autorin bei einem sachorientierten Text, hat mir das zügige Lesen etwas erschwert, auch wenn die Fragestellung an sich interessant ist und zum Nachdenken anregt.
Mir war das Buch an manchen Stellen zu schwarz-weiß. Vielleicht auch, weil ich nicht der Typ bin, der Reisen als Selbstzweck betrachtet, um eine Bucket List abzuhaken oder in den „Sozialen Medien“ möglichst viele Selfies von den erotischsten Plätzen zu posten, um den eigenen Wert zu steigern. Reisen bildet und durch die kleinen Nebensächlichkeiten, die wir auf Reisen erleben, wachsen wir selbst und kommen auch immer ein Stück bei uns selbst an.
So fand ich es spannend, in die Überlegungen und Gedanken von Kapeller einzutauchen, um auch meinen inneren Kompass hinsichtlich des Reisens zu betrachten. Insgesamt hat mir das Buch viele Fakten aufgezeigt, die zum Nachdenken anregen. Wie es auch am Ende im Buch angesprochen wird, finde ich es wichtig, die Gründe des Reisens zu hinterfragen und sich bewusst zu machen, warum es gerade diese Destination sein soll, an die wir reisen. Ist es nicht manchmal auch das, was in der Nähe liegt, was sich zu entdecken lohnt? Es ist zu hoffen, dass die Pandemie und die dadurch erzwungene Abstinenz von Fernreisen einen Keim gesät hat, der die Schönheit dessen, was in der Nähe liegt, wachsen und strahlen lässt. Die Reflexion ist wichtig, nicht nur beim Reisen. Tourismus ist für 8% der globalen CO2 Emissionen verantwortlich, so die Recherche der Autorin. Das zeigt mir, auch im ganz banalen täglichen Alltag sollten wir immer wieder über unseren ökologischen Fußabdruck nachdenken und uns selbst immer wieder hinterfragen. Denn jeder kleine Schritt hilft, um die Welt und die Zukunft ein bisschen besser zu machen.
Fazit: ein zeitgemäßes Buch, welches zum Nachdenken anregt und den Anstoß liefert, eigenes Verhalten – nicht nur beim Reisen – zu hinterfragen.
Für mich im Vergleich zu anderen Sachbüchern eine 3,5 Sternebewertung.
Kleine Randbemerkung: ich fand es sehr erfrischend, dass im Buch nicht gegendert wurde sondern erwähnt wurde, das alle Formen von Menschsein und Geschlechtsidentitäten gemeint sind! Über das Gendern kann man sicher vortrefflich diskutieren und es gibt sehr dedizierte Meinungen hierzu. Doch Texte finde ich ganz persönlich mühsam zu lesen, wenn gegendert wird und das ist gerade bei Sachtexten wie ich finde anstrengend.