Wer bei “Samson und Nadjeschda” einen mitreissenden Krimi in Verbindung mit einer Liebesgeschichte erwartet, der wird enttäuscht. Der Titel ist auch insofern irreführend, als dass hier eine Geschichte von Samson UND Nadjeschda erzählt w¨ürde. Letzterer kommt lediglich eine Nebenrolle zu; Samson ist der einzige Protagonist.
Es ist eine Zeit des Umsturzes, in der die Geschichte spielt. Der Zar ist gestürzt, die russische Revolution ausgerufen. Die Strassen Kiews sind Schauplatz gewalttätiger Auseinandersetzungen zwischen Bolschewisten, Anarchisten und der kaiserlich-russischen Armee. Mitten in diesen stürmischen Zeiten begleiten wir Samson, der - fast noch ein Kind - von einem Tag auf den anderen zum Volkskommissar wird. Sein erster Ermittlungsauftrag ist die Aufklärung eines bandenmässigen Diebstahls. Es dauert aber nicht lange und daraus wird eine Mordermittlung; ganz generell wird sehr viel gestorben.
Während des Lesens konnte ich mich oft nicht des Eindrucks erwehren, dass der Autor mit Samson eine Adaption von Volker Kutschers “Gereon Rath” versuchte. Und tatsächlich endet “Samson und Nadjeschda” mit dem Hinweis auf eine Fortsetzung der Geschichte. Ich komme aber zum Schluss, dass Samson nicht annähernd an die Romanfigur Gereon Rath herankommt. Zwar ist der Roman geprägt von dem historischen Kontext, dennoch wird das für meinen Geschmack zu wenig plastisch, nicht wirklich “lebendig”, so wie das bei Volker Kutschers Romanen eben der Fall ist.