Zeitpunkt: das Ende der Goldenen Zwanzigerjahre (sowohl zeitlich wie kulturell), im Oktober
Ort: ein Passagierdampfer auf dem Weg von Marseille nach Maskat, die Hauptstadt von Oman
Mitwirkende: einige Passagiere der Ersten und der Dritten Klasse, ein wenig Schiffsbesatzung, Kairo, der Suezkanal, Howard Carter und die Pyramiden, ein falscher Schiffsschornstein, ein tiefgelegener Frachtraum, Drogen, ein Sturm, eine Leica-Kamera …
Trailer: Die Rostergs, eine reiche Hamburger Gewürzhändler-Familie mit Tochterfirma in Berlin, reisen mitsamt Prokurist und Schwiegersohn, seines Zeichens Pressefotograf mit Kriegstrauma, in den Orient, um dort neue Geschäftsfelder zu ergründen. Illustre Gesellschaft in der Ersten Klasse, dichtgedrängtere Mitreisende auf den Etagen der unteren Klassen. Eine Dame verschwindet. Andere Personen tauchen auf. Verwirrung entsteht. Abgründe, Intrigen, Täuschungen, Heimlichkeiten und Betrug zeichnen sich ab, es kommt zu Todesfällen. Bis zur Ankunft in Oman klärt sich manches, aber nicht alles. Fest steht nur: eine Epoche geht zu Ende, nichts ist am Schluss mehr, wie es war.
Die Szenerie: grandios, opulent, schwül, farbig, dekadent; Hafenatmosphären, Mittelmeer, vorbeiziehende Wüstenlandschaften, gewaltige Bauwerke im Tal der Könige, luxuriöse Speisesäle, Salons und Dampferkabinen, wetterumtoste Schiffsdecks, nächtliche Kabbelwellen. Im Kopf begleitet durch Gerüche (Salz, Sand, Kameldung, Schiffsdampf, Schweiss, Pulver, Blut und Tränen) und Geräusche (vor allem: Filmmusik à la “Tod auf dem Nil”).
Kritik: Ausgezeichnet geschrieben, detaillierte Schilderungen von Umgebungen und Atmosphären, geschichtlich gut recherchiert, hoher Spannungsbogen. Aber der kriminalistische Plot ist nicht ganz stimmig, manchmal platt, teilweise nicht schlüssig, (zu) viele Fragen bleiben schliesslich offen. Klare Leseempfehlung, ja; es gibt jedoch bessere Krimis von Cay Rademacher.