“Aber genau dann (wenn es am schwersten ist) habe ich mich an ihn gewandt und ihm mein Herz ausgeschüttet.” Zitat S. 320
In dieser Geschichte, die 1914 kurz vor dem ersten Weltkrieg beginnt, lernt man Anna Kran kennen.
Eine junge naive Frau die viel bewirken möchte und doch hauptsächlich das eigenen Wohlergehen, die eigenen Wünsche und Hoffnungen im Blick hat.
Anna möchte unbedingt irgendwie fürs Vaterland kämpfen und bemerkt dabei nicht wie einseitig und weltfremd, ja unrealistisch sie die politische Situation beurteilt.
Trotzdem ist sie liebenswert beschrieben, denn waren wir nicht alle mal so?
Anna verfolgt ihr Ziel und das voller Eifer und Tatendrang.
Auf ihrem Weg begegnen ihr viele Menschen, sie macht weitreichende Fehler, verletzt anderen und sieht dann selbst der Wahrheit ins Auge und verändert ihre Ansichten.
Mit Anna ist es Sylvia B. Barron wunderbar gelungen die Geschehnisse aus der Sicht einer wohlhabenden jungen Dame zu erzählen, doch sie belässt es nicht dabei sondern zeigt in einem zweiten Erzählstrang auch die Sicht der Arbeiter auf.
Johann ist ein impulsiver junger Mann. Ein Mann der versteht das der Krieg nicht so heldenhaft wie schmerzhaft ist und der aus der Arbeiterschicht kommt.
Armut, Hunger, Sorge und schwere Arbeit sind sein täglich Brot.
Durch Johann bekommt man Einblicke in die ärmere Gesellschaftsschicht und, als der Krieg dann ausbricht, durch die Briefe an seine Frau auch in die Kämpfe und das Leben an der Front.
Hier ist ein einziger kleiner Kritikpunkt. Ich fand es zwar toll das die Briefe durch eine andere Schriftart hervorgehoben wurden doch ich fand es dadurch anstrengend sie zu lesen. Vielleicht wäre es mit einem größeren Zeilenabstand leichter gewesen.
Nichtdestotrotz ist “Die Tochter des Zementbarons” ein guter Roman der angenehm und flüssig zu lesen ist. Die ersten Sätze hatten mich direkt gepackt.
Anna und Johann sind stark, authentisch und vielschichtig charakterisiert. Ihre Entwicklung zu verfolgen ist so spannend, sie wachsen, werden fester und verstehen immer mehr worauf es wirklich ankommt.
Es ist wunderbar, vor allem in so schweren Zeiten, wenn Vorurteile überwunden werden, wenn Schuld und Versagen eingestanden und Menschen aufeinander zugehen können.
In diesem guten Roman geht es um Unterschiede und doch Gleichheit, um Wohlstand und Armut, um Naivität und Realität, um Freundschaft und Feindschaft und darum sich an Gott festzuhalten, ihm zu vertrauen und im ganzen Schrecklichen die Hoffnung nicht zu verlieren. Die Hoffnung auf Hilfe, Liebe, Freundschaft, ein Miteinander und bessere Tage.
Ein lesenswerter Roman der zu Herzen geht und unterhaltsame Stunden schenkt und in dem der Glaube eine große Rolle spielt.