Diese Geschichte packt, beschreibt sie doch in drei verschiedenen Perspektiven den scheinbar unspektakulären Alltag in Jackson, Mississippi, der 1960er.
In ansprechender Ich-Perspektive der drei Protagonistinnen Aibileen, Minny und Skeeter wird das Leben unterschiedlicher Frauen thematisiert, inklusive Weisse ‘Desperate Housewives’ avant la lettre, tragische Randfiguren alias ‘White Trash’ und Schicksale verschiedener ‘Gute Geister’ (so der deutsche Titel), der ‘Black Maids’, die sich um den Haushalt und die Kinder der weissen Mittelstandsfrauen kümmern müssen. Trotz - oder gerade wegen - Tragik mit beissendem Humor gespickt.
Aibileen, eine afroamerikanische Haushälterin, hilft mit viel Überzeugungskraft der weissen (Miss) Skeeter genügend afroamerikanische Interviewpartnerinnen zu gewinnen, da Skeeter über die Erfahrungen Schwarzer Haushälterinnen in weissen Haushalten zu schreiben gedenkt. Minny ist anfangs eine der Teilnehmerinnen und trägt damit einen wertvollen Teil dazu bei, was sich als Sicherheit für das riskante Unterfangen herausstellen wird. Denn die Bürgerrechtsbewegung ist zu dieser Zeit zwar in vollem Gange, wird aber in den Südstaaten gar nicht goutiert.
Dieses Buch, auf englisch, habe ich erst vor Kurzem verschlungen, nachdem ich vor gefühlten vielen, vielen Jahren den Film gesehen habe. Es war mein erstes (bewusstes) ‘Südstaaten’-Buch und wird nicht mein letztes sein. Die Verfilmung habe ich kürzlich wieder versucht zu schauen, aber das ging nicht mehr: Der Film (2011) wird der Geschichte nicht gerecht. Die synchronisierte Version ist bodenlos.
Nicht wenig problematisch am Roman ist, dass die Autorin 2009 als Weisse die damalige Situation von Schwarzen Haushälterinnen und Nannys beschreiben versucht und diese Protagonistinnen mit stark gefärbten Akzent sprechen lässt. Nur wenige kritische Stimmen werden im Roman selbst laut (Gretchen!) über das Abhängigkeits- und Ausbeutungsverhältnis zischen Skeeter und ihren Mitstreiterinnen.
Das Bucht gibt demnach viel Denk- und Diskussionsmaterial zu (leider immer noch/wieder) aktuellen Themen wie ‘Weisse Tränen’, ‘White Fragility’ und ‘white savior’-Narrative. Schon deswegen lesenswert - gerade auch für Schulklassen!
Nachtrag: Mehr als tragisch, dass 2011 Aibilene Cooper (vgl. Aibileen Clark im Buch), die 12 Jahre als Hausmädchen für den Bruder der Autorin Kathryn Stockett gearbeitet hatte, keine Entschädigung erhalten hat, obschon ihre Lebensgeschichte offenbar als Vorbild für dem Roman verwendet wurde - ungefragt: Offenbar habe sie ihre Klage nicht fristgerecht eingereicht. (https://acriticalreviewofthehelp.wordpress.com/2011/09/07/abilene-coopers-tale-continues/).
Diese Hintergrund lässt die Autorin in keinen guten Licht erscheinen. Ob sie sich aussergerichtlich revanchiert hat, bleibt zu hoffen…