Die Floristin Marie lebt mit ihrem Freund in einem kleinen Dorf bei Bamberg und arbeitet in der Gärtnerei seiner Familie. Sie ist zufrieden und stellt sich doch hin und wieder die Frage, ob alles richtig ist, ob sie das alles wirklich will oder nur nichts ändert, weil das Leben so wie es ist sicher ist. Ihre Mutter hat sie vor einigen Monaten durch einen Schicksalsschlag verloren, zu ihrem Vater hat sie noch nie eine besondere Bindung und so bleibt ihr neben der Familie ihres Freundes nur ihre Tante als Ankerpunkt. Auf dem Weg zu einem Spa-Wochenende mit ihrer Tante muss sie eine Entscheidung treffen, die das Leben für immer verändern könnte.
In ihrem Roman „Sonnenblumentage“ erzählt Frieda Bergmann gleich zwei Geschichten. Auf dem Weg zum Spa-Wochenende erhält Marie einen Anruf. In dem einen Szenario nimmt sie den Anruf an, im anderen nicht. Durch diese kleine Entscheidung, die jeder tagtäglich selbst trifft, entwickelt Bergmann einmal den „Wenn sie bleibt“ – Aspekt weiter, einmal den „Wenn sie geht“ Aspekt.
Durch den angenehm flüssigen, leichten Schreibstil von Frieda Bergmann ist es leicht, in die Geschichte einzutauchen und mitzuerleben, welche Auswirkungen eine so triviale Entscheidung haben kann. Eben diese berühmte Frage des „was wäre, wenn….“. Marie wird so detailliert gezeichnet, dass sie Leserinnen und Lesern bald vertraut ist und man mit ihr mitfiebern kann. Sie wirkt bodenständig und sympathisch. Nach dem Einstieg in die Geschichte kommt dann die schicksalhafte Situation des Telefonanrufes und von dort aus entwickeln sich die zwei Erzählstränge unabhängig voneinander weiter. Sie treffen gefühlt immer mal wieder aufeinander, weil Personen und Ereignisse in beiden Erzählsträngen – manchmal etwas abgewandelt – vorkommen. Die Erzählstränge sind durch die Überschriften „Wenn sie bleibt“ und „Wenn sie geht“ gekennzeichnet und unterscheiden sich auch etwas in der Schriftart. Doch je weiter die Geschichte voranschreitet, desto anstrengender fand ich es, immer wieder zwischen den beiden Erzählsträngen hin und hergeworfen zu werden. Beide plots haben genug Potential für eine eigene Geschichte und das machte es mir irgendwann schwer, den beiden Gedankengängen wirklich zu folgen. Auch nahm für mich die Dynamik der beiden Geschichten zum Ende hin immer mehr ab. Es schien als ginge die Luft aus und die Geschichten müssten noch irgendwie zu Ende gebracht werden. Dies gelang in dem einen Strang besser, auch wenn das Ende von „Wenn sie geht“ für mich zu radikal war. Dafür war das Ende des zweiten Erzählstranges für mich nicht wirklich stimmig. Dazu kommt, dass die ausführlichen Beschreibungen am Anfang den Einstieg in die Geschichte erleichtern und eine wundervolle Bilderwelt beim Lesen schaffen. Irgendwann wurden sie mir leider fast zu ausschweifend. Trotz der wunderbaren Erzählweise haben diese beiden Aspekte meine Gesamtbewertung leider nicht höher werden lassen als die 3 Sterne.
Mich hat die Idee, eine „was wäre, wenn…“ Geschichte aufzuschreiben fasziniert. Ist diese Frage doch bei den meisten immer wieder präsent. Schön war auch zu lesen, dass man mit jeder Entscheidung, die man trifft (oder die einfach passiert) ein glückliches und erfülltes Leben führen kann. Man hat den Einfluss darauf, wie sich die Wege entwickeln, kann meist umkehren oder getroffene Entscheidungen revidieren. Eine, wie ich finde, schöne Botschaft, die ich von der Lektüre mitnehme oder wie es im Buch auf S. 70 heißt “Man kann überall glücklich sein, man muss es nur wollen.” . Vielleicht sollte man sich manchmal einfach mehr trauen und selbst zutrauen.