Seit der Anime „das wandelnde Schloss“ von Hayao Miyazaki erschienen ist und ich ihn das erste Mal gesehen habe, war ich verliebt in diese Geschichte. Die Charaktere, die Musik (Joe Hisaishi ein Meister!) einfach Perfektion. Jahre später habe ich erfahren, dass dieser Film auf einem Buch basiert und wollte das Original gerne lesen. Auf deutsch war es aber längst vergriffen und auch die englischen Ausgaben haben mich alle nicht so angesprochen. Über die Jahre hinweg überlegte ich es mir immer mal wieder, war mir aber ständig unsicher ob mir ein Buch von 1986 heute noch gefallen würde. Dann habe ich letzten Sommer die Vorschau von Knaur aufgemacht und da stand es: Das wandelnde Schloss in einer überarbeiteten Neuauflage! Mein ganzer Körper kribbelte und ich habe mir das Datum des Erscheinens rot im Kalender angestrichen!
«Im Land Ingari, wo es Dinge wie Siebenmeilenstiefel und Tarnkappen wirklich gibt, gilt es als großes Pech, als ältestes von drei Geschwistern geboren zu werden. Denn wie jedermann weiß, versagt das älteste Kind als erstes und am schlimmsten, wenn die drei sich aufmachen, um ihr Glück zu versuchen. Sophie Hatter war die älteste von drei Schwestern.»
Dann kamen die Monate des Wartens und dann endlich: Das Buch! Ich habe noch in der Sekunde wo ich es n Händen hielt angefangen zu lesen. Der Anfang war wie ich es mir erhofft hatte: Märchenhaft und schrullig. Ich setzte mich am Abend also hin und las. Aber irgendwie wollte der Funke nicht springen. Nach der anfänglichen Euphorie empfand ich den Schreibstil als „alt“. Es fühlte sich ein wenig an wie Mortal Engines von Philip Reeve. Ich kann nicht genau sagen, was da los war, vielleicht war ich einfach so gehypt, dass ich erwartet habe, dass jeder Satz eine Offenbarung ist. Ich lass also etwas ernüchtern weiter, ich hatte ja allen schon so vorgeschwärmt, da konnte ich nicht aufgeben. Außerdem wollte ich doch wissen, wie sehr der Film vom original abwich. Und siehe da, nach etwa 50 Seiten, als Sophie ins Schloss kommt und wir Calcifer und Howl und Michael treffen, da kam der Zauber mit voller Wucht zurück und ich giggelte und lachte vor mich hin und flog durch die Seiten. Ich habe das Buch regelrecht verschlungen, es war einfach unglaublich toll! Die Stimmung, die Figuren, der Humor. Von schrullig zu ulkig über ergreifend zu spannend, aber vor allem dieser Witz gaben dem Buch einen unglaublichen Charme! Ich kicherte praktisch in einem fort. Kevin kann euch ein Liedchen davon singen!
Und was mich tatsächlich am meisten überrascht hat, war wie anders die Geschichte doch gegenüber dem Film ist! Praktisch eine völlig andere Geschichte! (und irgendwie halt eben doch gleich!)
Ich habe das Buch beendet und wollte am liebsten wieder von vorne anfangen! Ich brauche mehr! Mehr Howl! Mehr Calcifer! Mehr Sophie! Und Gott sei Dank bringt Knaur auch Band zwei heraus. (leider erst im August 2020! Gott stehe mir bei!)
«“Äh … liebe Sophie…“
„Was denn?“, fragte Sophie.
„Fleißige alte Närrin, ungehorsame Sophie“, sagte Howl. „Geh ich recht in der Annahme, dass du meinen Türknauf mit dem blauen Tupfer nach unten gedreht und dann deine lange Nase zur Tür hinausgesteckt hast?“
„Nur meinen Finger“, erklärte Sophie mit erhobenem Haupt.»
Wer die Spiegelreisende von Christelle Dabos mag, der sollte das wandelnde Schloss unbedingt auch lesen. Die Figuren sind genau so kauzig und eigenartig und einfach liebenswert. Beide haben vom Erzählstil einen ähnlichen Mood. Beide sind magisch!