Sieht mir aber schon sehr nach Lucinda Riley aus…”, dachte ich, als ich den Roman im Orell Füssli in Aarau in der Hand hielt. Ich war hin und her gerissen. Aber ich wollte unbedingt einen historischen Roman lesen und das Regal war gelinde gesagt, sehr rar bestückt.
Ich wende mich von der Buchauslage ab, das Buch immer noch in der Hand und versuche meinen rechten Arm zu entlasten, an dem seit einer Viertelstunde meine übervolle, schwere Tasche hängt. Meine Armbeuge schmerzt. Nur schnell raus aus dem Laden. Dann muss das Buch halt mit, denn ich habe echt keine Lust mehr, noch länger meinen Arm zu malträtieren, indem ich unentschlossen von einem Roman zum anderen schweife, ohne eine Kaufentscheidung zu fällen.
An der Kasse nimmt mir die Buchhändlerin Archer’s Roman ab und ihr Gesicht erhellt sich. “Ahhhhhh, das Buch ist super! Ich habe beide erste Teile in einem Rutsch gelesen und kann es kaum erwarten, dass es bald weitergeht.” “Es gibt zwei Teile?” “Ja, das ist eine Saga, insgesamt werden es 6 Bände, die veröffentlicht werden.” Sechs Bände, denke ich bei mir. Ich bin ja schon nur froh, wenn dieser überhaupt lesbar ist. Das Cover überzeugt mich ja bisher noch nicht so richtig, mehr weiss ich aber auch noch nicht über diesen Roman, den mir die Buchhändlerin jetzt wieder über den Tresen zuschiebt. Ich bezahle und die Buchhändlerin wünscht mir viel Spass bei der Lektüre. Ja klar….das sagen die ja immer.
Nachdem ich auch den Arzttermin hinter mich gebracht hatte, legte ich mich nach Ankunft im trauten Heim gleich aufs Sofa, während ich SPIEL DER ZEIT auf dem Kaffeetisch deponierte. Erst war mir allerdings nicht nach Lesen, deshalb beschloss ich, einfach mal nur kurz reinzuschnuppern. Ich beginne also bei Kapitel 1, nachdem ich noch die Innenklappe mit den Stammbäumen der beiden Familien (Clifton & Barrington) inspiziert habe. Die Kapitel sind nach Protagonisten aufgeteilt, wie ich bemerke. Jeweils ein Protagonist erzählt aus seiner Sicht oder der Erzähler erzählt über diesen Protagonisten.
Das erste Kapitel dreht sich um Maisie Clifton im Jahre 1919 und heisst “Vorspiel”. Ein zweideutiger Auftakt, schiesst es mir durch den Kopf. Und ich beginne zu lesen:
“Ich hätte diese Geschichte niemals aufgeschrieben, wenn ich nicht schwanger geworden wäre. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich hatte schon seit Längerem die Absicht, meine Jungfräulichkeit auf dem Ausflug nach Weston-super-Mare zu verlieren, allerdings nicht unbedingt an diesen Mann.”
Okay…..das ist nun wirklich SEHR direkt. Und ich merke, DAS gefällt mir. Ich bin schon nach diesen zwei Sätzen auf den Lesezug aufgesprungen, ohne es bemerkt zu haben. Interessant! Und so lese ich weiter. Und weiter……und weiter…..bis es weh tut, aufhören zu müssen.
Ich bin schon im Archer-Rausch und wie das bei einer Droge so üblich ist, will ich mehr. Und zwar JETZT, nicht morgen, nicht übermorgen und schon gar nicht erst im November 2015, wenn der zweite Band der Clifton Saga im Handel erscheint und somit für mich zugänglich wird. Warten scheint eine Qual zu werden, da muss ich wohl oder übel durch.
Was ist es denn jetzt, was mich so an Jeffrey Archer’s Auftakt seiner Clifton Saga fasziniert. Es gibt da zwei ganz offensichtliche Punkte, die meiner Meinung nach dafür sorgen, dass ich an dem Buch klebe, wie eine Wespe am Honig.
Kennst Du den Thrill und die Vorfreude, Downton Abbey oder eine der vielen BBC Verfilmungen von Austen Romanen zu gucken? So ist das mit Archer’s SPIEL DER ZEIT. Es ist, als läse man eine BBC Verfilmung. Und BBC Verfilmungen sind nun einmal wirklich hervorragend! Archer gelingt es zudem, und damit kommen wir zum zweiten wichtigen Aspekt, unvorhersehbare Wendungen einzubauen. Ich unterlasse jetzt das Spoilern an dieser Stelle. Ich kann nur soviel sagen: Ich hab mich tierisch aufgeregt, als ich in die Irre geführt wurde, um ein paar Minuten später erleichtert der Erlösung zu frönen, als ich bemerkte, dass es doch nicht so war, wie vorgegaukelt. Ich kann mich genau an den Moment erinnern, denn ich lag auf dem Bett, mit meinem Nachtlicht als Lichtquelle und hätte beinahe losgeheult. Ich werde im Januar 40 Jahre alt. Ich heule nicht wegen einem Buch!
Ich könnte an dieser Stelle nun den ganzen Plott auflisten, möchte ich aber nicht. Viel wichtiger erscheint mir, was der Roman bei mir auslöst und was er vielleicht auch bei Dir auslösen könnte. Dass ich heiss auf die nächsten 5 Bände bin und mich überdies noch mehr darüber freue, dass es überhaupt 6 Bände gibt insgesamt, muss ich an dieser Stelle wohl nicht noch ausführlich erläutern.