Ein sehr ergreifendes Buch. Die Autorin Christiane Hoffmann begibt sich auf die Suche nach ihren verborgenen Ängsten. In der Familie wurde wenig gesprochen über die Flucht 1945 aus dem schlesischen Dorf Rosenthal. Trotz unbeschwerten Kindheits- und Jugendjahre spürte die Autorin stets eine unterschwellig vorhandene Traurigkeit, welche sie erst nach dem Tod ihres Vaters und der meisten Zeitzeugen zuordnen und ihr auf den Grund gehen konnte. So macht sie sich auf den Weg und geht den Fluchtweg nach.
Mit ihrer wunderbar direkten Sprache, gelingt es Christiane Hoffmann, die Spannung stets zu halten. Ihre Empfindungen beim Gehen auf kleinen Wegen oder grossen Strassen, zurückgeworfen auf sich selbst, die unmittelbare Natur und ihre Gedanken, machen das Buch sehr persönlich. Die Begegnungen unterwegs geben Einblick in die Denkweise heutiger Generationen in Polen oder Tschechien und ihre Einschätzung von EU und Deutschland. Darüber hinaus ist es ein Buch über den Wechsel von Generationen und dem Umgang mit dem Tod.
Viele Familien tragen Erinnerungen an Flucht, Krieg oder Schicksalsschläge mit sich. Nicht immer wird offen darüber gesprochen. Um als Betroffene damit abzuschliessen und auch, um vermeintlich nachkommende Generationen nicht damit zu belasten. Aber die dunklen Erinnerungen werden trotzdem auf andere Weise weitergegeben.
Das Buch gibt nicht nur einen Einblick in einen Teil der deutschen Geschichte, sondern ist vielmehr ein Anstoss, sich mit der eigenen Familienkonstellation und -Geschichte offen offen auseinanderzusetzen und auch die eigenen Kinder mit einzubeziehen.
Das Buch hat mich sehr berührt und ich danke Christiane Hoffmann, dass sie ihrer Geschichte auf den Grund gegangen ist und den Lesern sehr persönliche Einblicke ermöglicht.