Der Text auf dem Buchdeckel lässt einen Grosses erwarten! Susanna, ein einfaches Mädchen aus Basel kommt zur Zeit der Industrialisierung nach New York, durchlebt dort eine emanzipatorische Entwicklung und gelangt schliesslich in den “Wilden Westen”, wo sie den Häuptling der Sioux und Freiheitskämpfer Sitting Bull trifft.
Leider werden die grossen Erwartungen jedoch nur teilweise erfüllt.
Insgesamt liest sich die Geschichte sehr gut, die Lektüre ist nett und angenehm, das Buch liest sich super in den Ferien am Strand oder irgendwo an der Sonne dösend - es ist nicht sonderlich anspruchsvoll, aber immer wieder auch spannend. Etwas schwierig gestaltet sich die Beziehung zur Hauptfigur Susanne, die man als Leser:in entwickeln möchte oder sollte. Zuerst scheint sie sehr unnahbar, kalt. Die ganze Geschichte wirkt wie durch einen Schleier betrachtet, oder wie als befände man sich in einem Traum. Immer wieder wird Susanna aber wieder ganz fassbar, man kann sich in sie hineinversetzen und sich vorstellen, was in ihr vorgeht - jedoch nur abschnittweise. Was Capus gut hinbekommt ist die Verbindung von Susanna mit der sehr bewegten Zeit in der sie lebt - man möchte immer wieder etwas recherchieren oder noch genauer nachlesen.
Kurz: Leider hält die Story nur teilweise, was sie verspricht. Es fällt schwer, wirklich in die Geschichte einzutauchen und mit der Protagonistin mitzugehen. Immer wieder gibt es geniale, spannende Szenen, die es jedoch nicht schaffen, die etwas faden, trägen Passagen zu verdrängen.