1959 publizierte Hermann Lenz diesen seinen ersten Roman, der angesiedelt ist im letzten Kriegsjahr. Eine junge russische Frau gerät als Zwangsarbeiterin ins damalige Ostpreussen, es gelingt ihr zu fliehen. Die Flucht endet in einem Fremdarbeiterinnenlager im Süden des Landes. In ihre Jacke ist eine Kapsel Gift eingenäht, diese Kapsel, bzw. das Wissen, dass sie alles beenden kann, geben ihr inneren Halt. Immer wieder gelingt es ihr zu fliehen, ihre Situation zu verbessern, immer wieder mit der Hilfe von Deutschen. Echte Nähe kann sie jedoch nicht zulassen, ob das durch die Schrecken des Krieges oder durch vorherige Erfahrungen bzw. einer charakterlichen Neigung begründet ist, wird nicht deutlich (ist aber auch irrelevant). Die Perspektive ist die der Protagonistin, und das ist ein genialer Schachzug. Wie sonst könnte man es überhaupt wagen, die Frage zu stellen, ob eine Aussöhnung zwischen Deutschen und Russen überhaupt möglich sein kann? Denn genau darum geht es im Regenbogen, der ja das Symbol für Vergebung ist, unterschwellig. Lenz verhandelt diese für seine Zeit, aber auch noch heute für uns wichtige Frage in dem schmalen Roman. Wie immer bei Lenz ist die Sprache poetisch schön, aber die Details sind mit grosser realistischer Schärfe dargestellt. Ein eigenwilliges, scharfes, poetisches und schlichtweg sehr gutes Buch.