Als Chase Andrews Leiche gefunden wird, sind sich alle einig, dass das Marschmädchen ihn umgebracht hat. Kya lebt seit Jahren allein im Marschland, kennt die Natur so gut wie sich selbst. Doch als sie zur Verdächtigen wird, wird sie aus ihrem ruhigen Leben herausgerissen …
Man lernt Kya als siebenjähriges Mädchen kennen, wird mit ihrer Familie vertraut gemacht, nur um dann zuzusehen, wie sie von allen verlassen wird. Manchmal gibt es Zeitsprünge von mehreren Jahren, manchmal vergehen nur Monate. Dadurch, dass man liest, wie Kya älter wird und sich allein durchschlägt, entsteht eine innige Bindung zu ihr. Kya und ihre willensstarke Natur sind mir ans Herz gewachsen. Sie wirkt wie ein rundum authentischer Charakter, der sich nach Liebe und Verständnis sehnt.
Auch ihr Vater, Chase und Tate sind gut ausgearbeitete Figuren, denen ich ihre Entscheidungen und Handlungen abnehme. Die Dialoge und Innenwelt der Charaktere sind tiefgründig und komplex.
Die Beschreibungen der Natur in North Carolina berührten mich und erschufen eine Atmosphäre, die mich durch das gesamte Buch begleitete. Ich konnte mir das alte Haus, das Marschland, ihr altes Boot bildhaft vorstellen. Wenn Kya ins Wasser stieg, war es, als würde auch ich das Wasser um mich herum spüren – wunderschön geschrieben.
Interessant an diesem Buch war, bereits nach dem ersten Kapitel zu wissen, dass eine Leiche gefunden wurde, mit der Kya irgendwie in Verbindung stand. Die Autorin hat uns abwechselnd von Kyas Kindheit und den Ermittlungen zu Chase’ Tod geschildert. Nicht immer fand ich den Zeitwechsel gut gewählt, da gewisse Details unumgänglich Geheimnisse vorwegnahmen, aber die Spannung war trotz dessen greifbar.
Für mich war es fast unmöglich, das Buch zur Seite zu legen, weil ich unbedingt erfahren wollte, was mit Chase passiert war. Vor allem das Finale war sehr gut aufgebaut, da die Aufregung kaum aushaltbar war. Ich litt mit Kya mit, weinte und lacht mit ihr.
Danach wollte die Geschichte kein Ende finden: Die Szenen waren unnötig in die Länge gezogen und dadurch, dass noch so viel erzählt wurde, hat es den Charakteren einiges an Glaubwürdigkeit und Natürlichkeit abverlangt. Schade!
Davon abgesehen konnte mich Kyas Geschichte sehr berühren.
Fazit
Kya ist eine Protagonistin, die ich sofort ins Herz geschlossen habe und die ich nicht so schnell vergessen werde. Durch den schönen Schreibstil ist nicht nur ihre Liebe zur Natur durchgeschimmert, sondern auch ihre eigenen Gefühle. Einzig das Ende war mir zu langgezogen, ansonsten konnte mich die Spannung gut am Ball halten.