Marie braucht unbedingt einen neuen Job, als ihr gekündigt wird. Ihr Vermieter bietet ihr an, ihm als Bestatter unter die Arme zu greifen, doch kann sie dort arbeiten, wo sie schon so viele Verluste erlebt hat? Als wäre der Tag nicht schon verrückt genug, landet ein Mann mit einem Fallschirm in ihrem Garten. Er heisst Ben und er führt ein Projekt durch, bei dem er jeden Tag so lebt, als wäre er sein letzter …
Marie mochte ich auf Anhieb. Bei Ben hingegen tat ich mir schwer, ihn zu leiden … Wenn ich mich recht erinnere, beschreibt Marie ihn ungefähr wie folgt: »Zu viel, zu bunt, zu laut.« Ich würde dem noch ein »zu gewollt« anhängen.
Die Geschichte legt ein rasantes Tempo vor. Ich muss zugeben, dass mir während dem Lesen nie langweilig war; es folgte immer gleich ein nächstes Ereignis, was es mir fast unmöglich machte, das Buch zur Seite zu legen. Auch der Schreibstil erleichterte es mir, flüssig und schnell durch die Seiten zu fliegen, wobei er meiner Meinung nach sehr bescheiden mit Satzvariationen umging.
Im Buch ist der Tod als Thema sehr präsent. Nicht zuletzt dank Maries neuer Tätigkeit, Trauerfeiern zu organisieren. Marie ist somit gezwungen, sich mit ihren eigenen Verlusten aus der Vergangenheit auseinanderzusetzen. Ein wichtiges Thema, das definitiv im Fokus der Geschichte stand und das die Autorin sehr gut behandelt hat. Daran sieht man auch Maries Entwicklung und wie sie aus ihrem neuen Alltag Lektionen fürs Leben lernt.
Obwohl ich mich bei Teilen aus Maries Geschichte frage, wie realistisch das wirklich ist, bin ich gewillt, darüber hinwegzusehen. Doch bei Bens Figur und seiner Tätigkeit hört es auch bei mir auf. Bis zum Schluss bleibt die Frage unbeantwortet, was er überhaupt für einen Beruf hat, obwohl seine Firma einige Male erwähnt wurde. Und seine ganze Person wirkt künstlich. Als hätte die Autorin nach dem Gegenteil von Marie gesucht und sich dabei in Extremen und Klischees verloren.
Ich behaupte nicht, dass es keinen Menschen geben kann, der wie Ben tickt und jeden Tag bis aufs Äusserste geniesst. Ich behaupte, dass dieser Ben aus der Geschichte mit seiner Verhaltensweise, die an einen zwölfjährigen Jungen erinnert und mit seinen Vorhaben, die übers Ziel hinausschiessen, keine glaubwürdige Entwicklung in dieser kurzen Zeitspanne durchmacht. Jede Interaktion mit Marie ist an den Haaren herbeigezogen, in der Hoffnung, irgendeine Tiefe zu erlangen, die ebenfalls erzwungen wirkt.
Im Allgemeinen finde ich die Ausgangslage, in der sich Ben befindet, zu konstruiert, sodass diese bestimmte Idee für die Geschichte durchgezogen werden konnte. Ausserdem bewirkte das, dass das Buch sehr vorhersehbar und unglaubwürdig wurde und es im letzten Drittel deutlich an Spannung verlor.
Fazit
Während ich Marie auf Anhieb mochte, konnte ich mich mit Ben nicht anfreunden. Vieles an seinem Charakter wirkt auf mich zu konstruiert und gewollt, um einem bestimmten Handlungsverlauf zu entsprechen, was die gesamte Geschichte für mich unglaubwürdig machte. Die Spannung zog sich nichtsdestotrotz fast konstant durchs Buch und vor allem die Thematik des Verlusts und Tods, mit dem sich Marie auseinandersetzte, konnte mich überzeugen.