Erst nach dem Tod ihrer Mutter erfährt die Psychiaterin Marta, was im Leben dieser wirklich passiert ist. Dafür muss sie sich ihrer eigenen Familiengeschichte stellen, die in ihrer frühen Kindheit, in Polen, begann.
Auf den ersten paar Seiten wird vor allem die gesellschaftliche Situation (1970-84) Polens aufgezeigt. Marta ist zu dieser Zeit ein Kind – ein sehr neugieriges Kind, das viel nachfragt und viel wahrnimmt. Durch ihre Augen erhascht man einen Blick auf das damalige Polen.
Ziemlich schnell flüchtet die Familie nach Deutschland. Bis dahin konnte mich die Geschichte nicht wirklich packen, da ich zu Marta trotz ihres wissbegierigen Wesens eine unüberbrückbare Distanz fühlte. Zudem gab es bis zu dem Zeitpunkt praktisch keine Hinweise zu dieser »Lüge«, die im Klappentext gross aufgefahren wird.
Leider wurde es nicht besser. Von Spannung wage ich gar nicht zu sprechen, denn alles, was wir bekommen, ist eine Biografie von Martas Werdegang: Ihr Studium, ihre erste Arbeitsstelle, Weiterbildungen, usw. Es interessierte mich kein bisschen, was sie in ihrem Studium lernte und weshalb sie sich für diese Richtung entschied. Von der dramatischen Familiengeschichte, die ebenfalls im Klappentext erwähnt wird, spürte man nichts – von gelegentlichen Streitereien abgesehen, die jedoch nicht im Zusammenhang mit der »Lüge« standen.
Das einzig spannende war die Beziehung zu ihrer Mutter, aber auch diese wurde entgegen meinen Erwartungen nicht tiefer behandelt. (Obwohl es das Hauptthema des Buches ist.)
Dementsprechend fehlt in dieser Geschichte ein roter Faden. Mal befindet man sich in der Vergangenheit, mal in der Gegenwart, in Polen, in Deutschland, und dann in der Schweiz. Zu viele Details, die einen nicht packen, wurden in dieses Buch reingeworfen. Martas Vergangenheit wurde so sehr gestreckt, dass es mich während des Lesens gelangweilt und ermüdet hat. Auch ist die Sprache im Buch sehr einfach gehalten, was der Gesamtqualität nicht zugutekommt.
Das Finale war wie zu erwarten sehr enttäuschend. Über die Entlarvung dieser »Lüge« ihrer Mutter bin ich während des Lesens fast drüber gestolpert und hätte sie fast nicht mitbekommen, da diese ganze Reise in die Vergangenheit überhaupt nichts mit dem Leben ihrer Mutter zu tun hatte.
Fazit
Ich frage mich: Für was habe ich Martas gesamte Biografie gelesen? Damit man im Finale noch zusammenhanglos erzwungene Lügen und Intrigen hineinwerfen kann? Es war keine Spannung enthalten, keine Tiefe und kein roter Faden. Leider hat mich das Buch sehr enttäuscht und verwirrt zurückgelassen.