Ich bin ein wenig hin- und hergerissen. Die Sprache des Buches ist sehr emotionslos und hart, das verwirrte mich teilweise.
Den Kontrast zwischen der unsteten, labilen Nina und der (vermeintlich) erfolgreichen und humanitären Anwältin Sarah finde ich sehr spannend. Auch Tom, der immer irgendwie dabei ist, finde ich einen durchaus spannenden Charakter, da er sehr machohaft und besitzergreifend scheint, was der Geschichte einen spannenden Impuls gibt.
Das ambivalente Verhältnis der 3 Hauptcharaktere bereitete mir Kopfschmerzen. Auf der einen Seite ist da sehr viel Verachtung, Hass, Selbstzerstörung und auf der anderen Seite doch irgendwie auch Wertschätzung und Liebe, sodass sie doch auch nicht voneinander loskommen.
Die Beziehung zwischen Nina und Sarah fand ich sehr verwirrend und schräg. Sarah investiert sehr viel in die Beziehung, versucht Nina zu beindrucken und Nina lässt das eiskalt über sich ergehen, ohne grosse Emotionen. Jeder normale Mensch würde da wohl irgendwann aufgeben, doch Sarah ist so besessen von Nina und will sie unbedingt, dass Nina eigentlich machen kann mit ihr, was sie will. Diese Szenen haben mich irgendwie gleichzeitig verstört und fasziniert.
Die Scheissegal-Haltung von Nina hat mich teilweise ein wenig gestört, da sie die Story extrem lähmt und das Geschehen dadurch nicht vorankommt. Da kann dann kein Tiefgang entstehen, hier wird für mich etwas Potenzial verschenkt. Nina lässt sich total treiben und ist extrem ambivalent, was will sie eigentlich, wer ist sie? Fand ich auf Dauer etwas ermüdend. Die Beziehung zu den Eltern ist ja auch total kaputt. Das hat mich echt gefröstelt beim lesen.
Alles in allem fand ich das Buch mittelmässig. Durchaus spannende Ansätze, es ist sicher kein 08/15-Roman. Die 3 Hauptcharaktere haben ihren Reiz und ihre interessanten Widersprüche, jedoch verschwimmen viele Gedanken auch schnell wieder und es entsteht dadurch keine wirkliche Auseinandersetzung und kein Tiefgang. Allerdings ist für mich die Geschichte teilweise sehr zäh und ereignislos, mit vielen Details hält sich der Autor viel zu lange auf, finde ich. Praktisch jede Szene dauert in meinen Augen zu lange und wird zu sehr ausgeschmückt. Exemplarisch dafür steht für mich die Partynacht, deren Ereignisse auch nicht wirklich aufgearbeitet oder aufgelöst werden.
Den Schluss finde ich nicht sauber und ziemlich abgehackt, vieles bleibt unklar, doch das durfte man bei so einem Buch vielleicht auch so erwarten.