Nach dem Militärputsch 2014 griff das türkische Regime hart durch. Kritische Stimmen wurden verhaftet. Bis heute werden kritische Geister verfolgt. Ein schlechtes Wort über den grossen Zampano im prächtigen Palast genügt, um von kadavergehorsamen Beanten vorgeladen zu werden und in einem dubiosen Prozess zu Haft verurteilt zu werden. Genau das befürchtet Dilek, Journalistin aus Istanbul. Immer enger ziehen sich die Kreise des Staatsapparats, und was sie unter Kangal gepostet hat, ist nicht das, was Erdogans Vasallen lesen wollen. Sie verlässt ihren Freund, flüchtet nach Deutschlamd. Begleitet wird sie von der permanenten Angst, verraten zu werden. Wem kann sie in Deutschland vertrauen? Dennoch nimmt sie Kontakt zu ihrer Cousine Ayla auf. Auch die hat einen Bruch in ihrem Leben zu verkraften. Sie hat sich vom Verlobten getrennt, nachdem sie von ihm geschlagen wurde. Vorerst hält Ayla sich an ihr Versprechen, nichts über die Ankunft Dileks zu verraten. Vor Jahren haben die Mütter der Beiden den Kontakt abgebrochen, wegen familiärer Zwistigkeiten. Aber auch die Einschätzung der politischen Lage war verschieden. Aylas deutsch-türkische Familie will sich den Stolz auf ihre “Heimat” nicht trüben lassen. Elif, Dileks verstorbene Mutter sah die politische Entwicklung voraus. Als Ayla ihre Mutter ins Vertrauen zieht, sieht Dilek nur einen Ausweg. Der Roman umkreist das Thema der allgegenwärtigen Angst, durch einen falschen Kontakt, ein falsches Wort denunziert zu werden. Es zeigt die Vereinsamung auf, das Ersterben des öffentlichen Lebens und die Gräben, die quer durch Freundschaften und Familien verlaufen. Mit messerscharfen Dialogen und kurzen knappen Sätzen gelingt es der Autorin vortrefflich, dem Lesenden in diese Stimmung aus Paranoia und Angst zu ziehen.