Ich kann nicht erklären, was genau mich am Schreibstil von Ferrante reizt. Letztes Jahr erhielt ich von einer Freundin ein Exemplar von “Das lügenhafte Leben der Erwachsenen” und war von der Geschichte mäßig angetan. Überraschenderweise hat mich der Schreibstil immer noch in seinen Bann gezogen. Allerdings konnte ich mir nicht vorstellen, auch nur eines der anderen Bücher dieser Autorin zu lesen. Ich wusste zwar, wie erfolgreich die Neapolitanischen Romane waren, aber auch hier war ich nicht darauf erpicht, herauszufinden, warum. Jetzt, wo ich das erste Buch zufällig in einer dieser öffentlichen Bibliotheken/Buchkästen entdeckt habe, bin ich der Person, die es dort abgelegt hat, sehr dankbar. Auch bei “Meine geniale Freundin” weiß ich nicht, warum mich der Schreibstil so gefesselt hat. Eigentlich lese ich nicht gerne extrem lange und mäandernde Sätze, aber hier hat es mich irgendwie nicht so sehr gestört. Besonders interessant waren für mich die Charaktere. Der Einblick in das Leben der beiden sehr unterschiedlichen Freunde in einem düsteren Viertel in Neapel war sehr beeindruckend. Es wurde nicht nur die Schönheit beschrieben, sondern vielmehr die Realität, wie ich sie mir vorstellen kann. Die Art und Weise, wie die beiden Hauptfiguren mit den gleichen und doch unterschiedlichen Problemen, die das Leben zu bieten hat, umgehen müssen, war beeindruckend geschrieben. Meiner Meinung nach ist das Buch perfekt für den Sommer, und ich bin gespannt, wie es mit den beiden gut entwickelten Charakteren Lina und Lenu weitergeht.