Erwin Sommer, Kaufmann und irgendwie nicht so richtig sympathisch, entschliesst sich eines Tages nach einem unglücklich verlaufenen Geschäft, das ihm ein Konkurrent vor der Nase weggeschnappt hat, dem Trinken hinzugeben. Und das obwohl er Wein und Schnaps gar nicht mag und nur hie und da ein Bier trinkt. Und wie so oft ist das der Anfang vom Ende. In erstaunlich kurzer Zeit wird Sommer zum schweren Alkoholiker, der die Menschen nur wenn er eine halbe Flasche Wein intus hat erträgt. Als er schliesslich in eine Anstalt eingewiesen wird und als geisteskrank eingestuft wird, wendet sich seine Frau ab und sucht mit ihrem Liebhaber das Weite. Sommer beschliesst, seinem Leben ein Ende zu setzen, nicht indem er sich zu Tode säuft, sondern er hofft, sich bei den unzähligen Mitinsassen der Anstalt, die an Tuberkulose erkrankt sich, anzustecken und so ein unspektakuläres Ende zu finden. Ein vom Leben tief enttäuschter Mensch, der mit diesem leisen Abgang den Sinn im Leben findet, den er jahrzehntelang gesucht hat. Fast schon ein Thema, das dem Existenzalismus zuzuordnen ist, deprimierend und finster. Als Leserin sollte man sich nicht erlauben, sich zu tief runterziehen zu lassen, was hie und da ein ziemlich schwieriges Unterfangen ist. Ein tolles Buch, das mit einem erstaunlich modernen Text daherkommt. Wer “Fabian” von Erich Kästner mochte, der wird den “Trinker” ebenfalls in sein Herz schliessen.