Fräulein Gold kann man einfach “weglesen”. Anne Stern beschreibt das Leben in Berlin, die Charaktere, die Geschehnisse und Tragödien auf eine so lebendige Weise, dass man immer weiterlesen möchte.
Berlin im frühen zwanzigsten Jahrhundert, also nach dem ersten Weltkrieg hauptsächlich aus der Perspektive von Hulda Gold, einer jungen, alleinstehenden, eigenständigen Hebamme, die auch Wunden aus einer nicht einfachen Kindheit mit sich trägt. Anne Stern verwebt gekonnt, fast verspielt die Geschichte von den Gepflogenheiten in den psychiatrischen Kliniken damals mit einem Kriminalfall, Gesellschaftsschichten, eine Prise von politischem Geschehen und von Liebesgeschichten. Weder die Geschichte noch der Schreibstil sind sehr anspruchsvoll. Die Spannung, das geschickte Abwechseln und verknüpfen der Erzählstränge tragen viel zum ausgezeichneten Unterhaltungswert dieses Buches bei.
Der Schluss schien mir etwas kurz, fast abrupt, verglichen mit dem vorhergehenden Lauf.
Gespannt auf die Folgebände kann ich dieses Buch wärmstens empfehlen.