Als Azalées Mutter stirbt, sieht sie sich dazu gezwungen, in ihre Heimatstadt zurückzukehren, wo sie sich ihrer Vergangenheit stellen muss. Dazu kommt, dass sie ihren neuen Nachbar Eden kennenlernt, der vom ersten Moment an etwas in ihr bewegt …
Zu sagen, ich hätte hohe Erwartungen an dieses Buch gehabt, wäre eindeutig untertrieben. Aber leider konnte es diesen Erwartungen nicht ganz gerecht werden.
Die Protagonistin war mir von der ersten bis zur letzten Seite unsympathisch – aber das ist in Ordnung. Man muss nicht alle mögen und dieser Fakt wird auch nicht in meine Bewertung einfliessen. Was jedoch in meine Bewertung einfliessen wird, ist ihre Entwicklung. Dazu später mehr. Eden hingegen mochte ich sehr gerne, aber er war für mich nicht ganz greifbar leider. Irgendwie war seine Persönlichkeit mal hier, mal da – ich konnte ihn überhaupt nicht einschätzen. Es wirkte auf mich so, als wäre er einfach nur für Azalée »zugeschnitten« worden und hätte es sich verdient, durch sie seine Geschichte erzählen zu dürfen. Dabei sind auch seine Vergangenheit und Gegenwart schwer, und ich hätte sehr gerne mehr darüber gelesen.
Damit möchte ich Azalées Vergangenheit nicht kleinreden, keinesfalls. Aber auch hier handelt es sich um ein Schema, das man in Liebesromanen sehr oft wiederfindet: Die Protagonistin mit der schmerzhaften Vergangenheit, die durch ihren neuen Partner wieder zu sich selbst findet. Natürlich kann einem jemand durch diese schwierige Zeit helfen, aber meiner Meinung nach, kommt Azalée selten zu Erkenntnissen über sich selbst. Alle Bemühungen kommen von aussen – sie möchte irgendwie nicht. Und das ist das, was mich gestört hat.
Letztendlich kann man behaupten, dass sie aus eigenem Antrieb gehandelt hat – ja. Aber auch nicht wirklich um ihretwillen. Die beiden Protagonisten in diesem Buch dienten nur einander und nicht sich selbst, was ich sehr schade finde.
Obwohl der Schreibstil wirklich schön war und ich fliessend durch die Seiten kam, wurden die Kapitel oft langweilig. Die Geschichte war zu langgestreckt, ohne, dass etwas Wichtiges passierte. Zwischendurch packte mich aber auch die Spannung, denn auch ich konnte das Buch nicht einfach so weglegen.
Die Emotionen der Charaktere konnten mich grösstenteils erreichen, aber auch hier fehlte etwas. Diese Transparenz, die in den Gedanken der Figuren zu lesen war, war fast zu viel, zu genau, sodass die Menschlichkeit dahinter verloren ging. Die Charaktere wirkten einfach nicht wie echte Menschen, sondern wie ausgedachte Figuren, die Mittel zum Zweck für eine Message waren.
Diese Geschichte vermittelt eine einzige und wichtige Message, an die man sich immer erinnern sollte. Und vielleicht hat sich die Autorin in all den Themen, die sie unterbringen wollte, etwas verrannt oder hat ihr Ziel aus den Augen verloren. Aber wenn ich gründlich darüber nachdenke, all die Metaphern und Symbole herausnehme, frage ich mich, ob dieses Buch wirklich die Message vermittelt, die es vermitteln möchte.
Fazit
Obwohl mich die Gefühle und Emotionen durch den schönen Schreibstil grösstenteils erreichen konnten, kaufte ich den Charakteren die Geschichte nicht ab. Der Ablauf wirkte zu konstruiert, die Themen, die die Autorin behandeln wollte häuften sich nur noch an und der Grundkern ging dabei irgendwie verloren. Damit leider auch die Glaubwürdigkeit der Charaktere.