Wer die Bundesliga in den letzten Jahren verfolgt hat, dem dürfte der Name Neven Subotić ein Begriff sein. Besonders dann, wenn das Herz für den BVB schlägt.
Nun hat Neven Subotić gemeinsam mit Sonja Hartwig ein Buch veröffentlicht. Wer erwartet, dass es sich hierbei ausschließlich um einen Blick hinter die Kulissen des Profifussballs handelt oder auf die vielen großen und kleinen Erfolge, der irrt. Ehrlich und berührend erzählt Neven Subotić seine eigene Geschichte. Von der Flucht aus Serbien, dem ersten Ankommen in Deutschland, dem Abgeschoben werden in die USA und dem Weg zurück nach Deutschland in eine erfolgreiche Karriere als Profifussballer. Damit könnte die Geschichte enden, nicht so bei Neven. Nach und nach fängt er an, sein eigenes Handeln zu hinterfragen. Er schämt sich nach seiner eigenen Aussage für die Zeit in seinem Leben, in der er wahnsinnig viel Geld verdiente und dieses in schnelle Autos, ein riesiges Haus investierte, so wie es andere Fussballprofis eben auch machen. Überraschend schonungslos rechnet er auch mit dem Profifussball ab, in dem Spieler nur noch als Ware gesehen werden, von Beratern durch die Welt geschickt, um mit ihnen möglichst viel Geld einzubringen. Am Ende des ganzen Hinterfragens steht die Gründung seiner Stiftung, die er im Alter von gerade einmal 22 Jahren ins Leben rief. Und so berichtet er im zweiten Teil des Buches von der Arbeit der Stiftung, mit der er den Bau von Brunnen- und Sanitäranlagen in Ost-Afrika unterstützt.
„Alles geben“ steht daher nicht nur für seine Zeit als Fussballer, in der er als hervorragender Innenverteidiger so viele Erfolge feiern konnte und auf dem Platz immer „alles gegeben“ hat. Es steht auch für das ausschweifende Leben, dass Neven im Rückblick selbst sehr kritisch sieht und für das Herzblut, welches er in die Arbeit seiner Stiftung steckt, um das Leben von ein paar Menschen besser machen zu können.
Sehr schön zu lesen auch das Vorwort von Jürgen Klopp, der Neven Subotić als Trainer begleitet und seinen Blick auf diesen Spieler und Menschen mit Leserinnen und Lesern teilt.
Mich hat die Lektüre zum Nachdenken angeregt. Natürlich war es schön, die schwarz-gelben Erfolgsmomente noch mal Revue passieren zu lassen. Doch eine Frage hat Neven mir mit seinem Buch mitgegeben „was würdest Du mit dem Euro oder der Stunde Zeit machen, die am Jahresende übrig ist?“. Für mich ist es ein Aufruf, darüber nachzudenken, was man selbst machen kann, um die Welt im Kleinen ein bisschen besser zu machen – ohne darauf zu warten, dass von irgendwem anders schon die großen Räder gedreht werden. Was also bedeutet „Alles geben“ für mich ganz persönlich?