Sie hob nur schwach eine Hand und flüsterte: “Ich muss gehen”, und dann fing sie stolpernd an zu laufen, fingen ihre Beine von selbst an zu rennen und sie hörte dumpf ihre Schritte auf dem Pflaster und das Keuchen ihrer Lungen, also atmete sie, sie musste atmen, auch wenn keine Luft bei ihr ankam, sie rannte und blieb erst stehen, als sie das Feld erreicht hatte. Ihre Füsse bremsten direkt vor der Grube.
Lale die eine Hauptfigur quält sich mit Erinnerungen aus ihrer Vergangenheit und solche Stellen wie oben quälten mich als Lesende auch oder etwas positiver ausgedrückt liessen mich mit ihr mitfühlen. Der von Kristina Pfister gewählte Schreibstil passt, wie ich finde, besonders gut zu dieser Figur und verdeutlicht dass ihr unendlich viele Gedanken durch den Kopf gehen und sie dennoch mehr hemmen als voran bringen. Lale brach sogar aus ihrem gewohnten Alltag aus um sich dem nicht stellen zu müssen und landete auf einem leicht heruntergekommenen Campingplatz. Nach und nach finden auf diesem Campingplatz immer mehr skurrile Figuren zueinander und bilden bald eine eingeschworene Bande. Mich erinnerte das ganze etwas an Alice im Wunderland, nur dass der Kaninchenbau eben eine Grube neben dem Campingplatz ist. Bei dieser Grube trifft die andere Hauptfigur zum ersten mal auf Lale und die Autorin zeigt meiner Meinung nach ihren Sinn führ stimmungsvolle Bilder.
Christophe folgte ihm, es hoppelte direkt zu dem eingedrückten Zaun am Rand der Grube. Dort sass es eine Weile und verschwand dann im Feld. Chris schaute hinunter in das Loch und stiess einen Schrei aus.
Dort lag jemand. Blass und bleich, dunkle, glatte Haare fielen ihr ins Gesicht. Sie sah aus wie eine Leiche auf einem präraffaelistischen Gemälde. Ophelia in Latzhosen.
Das Buch hatte mich durch das Cover und den Umschlagtext angesprochen und Erwartungen an die Hauptfigur geschaffen die dann für mich nicht erfüllt wurden. Mir wurde Lale einfach nicht sympathisch und ich konnte mich kein Bisschen mit ihr identifizieren. Wer dieses schnulzige sehnen und winden mag, das einem teilweise in die eigene Teenagerzeit zurückversetzt, findet in diesem Buch sicherlich eine kurze positive Sommerlektüre mit sowohl mystischen wie tragischen Momenten einer kurzen Sommerromanze und deren Auswirkungen. Ich selbst mochte die Nebenfiguren mit ihrem Einfluss auf die Geschichte und wenn auch übertrieben dargestellt machten diese mir das Buch zu einem kurzweiligen Lesevergnügen.