Usama beschreibt, wie er als Flüchtling aus dem Irak in der Schweiz Wurzeln zu schlagen sucht - mit einem offenen Herzen und der Bereitschaft, sich zu integrieren.
Mitunter ist es witzig zu lesen, wenn er seine Eindrücke von der Schweiz und der ‘typisch schweizerischen’ Mentalität schildert - ich konnte manchmal schmunzeln und herzlich lachen. Dann ist es auch sehr bedrückend, wenn man erfährt, wie schwer es ist, im Grunde genommen zwischen zwei ‘Heimaten’ zu leben - zu zwei Orten/Länder zu gehören - und doch nicht ganz davon zu sein…
Vor allem happig ist seine ‘Fern-Erfahrung’ des Schicksals des Irak, seiner Familie und insbesondere jenes seines Bruders Ali. Ich durfte keine Bilder hochkommen lassen, wenn Naser (ein weiterer) Bruder ihm beschreibt, wie er nach Ali sucht, wie das mit den Identifikationen unbekannter Toter geht… Und Usama ist in der Schweiz - wird hilflos zermahlen vom Schmerz - da bekommt man einen Eindruck davon, WAS es heisst (zumindest heissen KANN), Flüchtling zu sein! - Alles, was man zurück gelassen hat, lebt in einem weiter - man streift es nicht einfach ab, wie ein paar alte, ausgelatschte Schuhe…
Da Usama Schriftsteller ist, spürt man auch seine sensible Seele, wenn er besonderes im Wald und unter Bäumen Trost sucht, in Worte fasst, was eigentlich unaussprechlich ist…
Es ist keine chronologische Biografie, eher episodisch aufgebaut - mitunter sprunghaft in den Jahren vor und zurück, zwischen der Schweiz und dem Irak switchend - manchmal merkt man erst beim Lesen, das sich etwas in seinem Leben geändert hat (z.B. wenn er plötzlich einen strengen Tag in der Mensa vor sich hat - die letzte Arbeit war im Wald; oder Kinder in der Mehrzahl bringt, etc.).
Insgesamt ist es jedoch eine berührende Lektüre, die nachdenklich stimmt und einem auch einiges aus dem kulturellen Erbe des (früheren) irak näher bringt.