Das Schicksal ist manchmal ein echtes Biest! Julia wähnt sich glücklich in ihrer Beziehung mit Clemens und dem Leben mit dem gemeinsamen Sohn Leon. Sie konnte sich in ihrem kleinen Heimatdorf an der Ostsee den Traum einer eigenen Pension erfüllen, die sie mit viel Herzblut und Liebe zu kleinen individuellen Details führt. Doch dann kommt der Schock: Clemens verlässt sie und Leon für eine andere. Und das ist noch nicht genug! Er will von ihr ausgezahlt werden. Gut, dass Julia ihre Familie und Freunde hat, die versuchen, sie aufzufangen und dann ist da noch Sebastian. Mit dem charmanten Anwalt hat sie eine Nacht verbracht. Er geht ihr einfach nicht mehr aus dem Kopf, doch das Wiedersehen hat sie sich anders vorgestellt. Sebastian ist Clemens Anwalt, der die unverschämten Forderungen des Ex durchsetzen soll. Für Julia steht also nicht nur ihre Existenz, das Zuhause von Leon und ihr sondern auch ihr Herz auf dem Spiel…..
Manchmal ist es bereits der erste Satz, der einen direkt in die Geschichte zieht. Bei „Die kleine Pension Küstentraum“ ging es mir genau so: „Fassungslos blickte ich zu Boden und starrte sie an. Oder zumindest das, was von ihr übrig war. Sie war hinüber, nicht mehr zu retten.“ (S. 9). Damit stand ich gefühlt in der Küche der Pension an der Seite von Julia und beobachtete die ersten Szenen.
Rebecca Lehners schreibt in einem wunderbar flüssigen und sehr bildhaften Stil, zeichnet die Protagonisten fein genug, um sich hineinzudenken und doch so, dass auch die eigene Phanthasie mit auf die Reise gehen kann. Die Geschichte vom Scheitern einer Beziehung, den damit verbundenen Existenzsorgen und dem Verlust von Vertrauen in andere Menschen ist sicher nicht neu und in vielen Varianten bereits erzählt. Aus meiner Sicht schafft es die Autorin allerdings das Thema frisch und mit gutem Blick auf die Protagonisten zu erzählen. Sie beschreibt die Gefühlslagen so, dass man wirklich mitfühlen kann, z. B. wenn Sie Julia denken lässt: „Natürlich ging die Trennung auch an mir nicht spurlos vorbei. Mit seinem Betrug hatte Clemens mir einen schweren Schlag versetzt. Ich fühlte mich abgelehnt – als Mensch und als Frau.“ (S. 19) und man lernt sogar ein bisschen platt, wenn Oma Magda von einem „Bagalut“, also einem „Rüpel oder Schuft“ (S. 225) spricht.
Mir hat „Die kleine Pension Küstentraum“ eine wunderbare Alltagsauszeit beschert. Ich finde sie ist eine wunderbare Lektüre für Balkonien oder gemütliche Stunden auf dem Sofa. Und ob es ein Happy End gibt oder welche Höhen und Tiefen außer dem Verrat noch in Julias Leben einbrechen? Das wird an dieser Stelle nicht verraten, damit die Spannung beim Lesen noch bleibt.