Ruhe und Achtsamkeit, Band 5: Kann Gott nur mit laut ausgesprochenen Worten erreicht werden? Nein; davon ist Tomas Sjödin, schwedischer Pastor und Schriftsteller, überzeugt. Durch das Gebet ist der Mensch mit Gott verbunden. Für ein Gebet braucht es innere und äussere Orte der Stille. Der Autor will aufzeigen, wie die Verbindung mit Gott wiedergefunden werden kann.
Erster Eindruck: Das Cover passt sehr gut zu den anderen in dieser Reihe. Buchtitel und -untertitel gefallen mir; das Layout des Buches wirkt sehr luftig.
Für mich war es das dritte Buch aus der Reihe „Ruhe und Achtsamkeit“ – die anderen zwei Bücher warten noch darauf, gelesen zu werden.
Tomas Sjödin schreibt, dass er einen gewissen Geräuschpegel mag und er auch fast ständig Musik hört, aber dennoch benötigt er Stille. Das geht mir grundsätzlich auch so. Wenn ich von einem gesprächsintensiven Arbeitstag nach Hause komme, brauche ich ca. eine halbe Stunde Ruhe, d.h. ich ziehe mich dann zurück und höre auch keine Musik. Danach bin ich wieder voll aufnahmefähig für sämtliche Geräusche – bei mir läuft eben auch die meiste Zeit Musik.
Ich besuche gerne Kirchen und setze mich in die stillen Gebäude hinein, bete und tue nichts weiter. Ich geniesse die Stille. Der Autor erwähnt, dass es leicht sei, in Kirchen zu beten, da die Gebete, die dort gesprochen wurden, noch in den Wänden sässen – dieses Bild gefällt mir, vermittelt irgendwie eine Gemeinsamkeit mit Fremden, eine Geborgenheit. „Stille führt zu einem Gespräch – zu dem, was ich Gebet nenne.“ Dieser Aussage gibt es gar nichts hinzuzufügen. Das Gebet kann in Worten ausgedrückt werden oder auch gänzlich still sein. Auch ein Seufzer, ein tiefes Ausatmen „sagt“ bereits viel.
„Ich habe im Laufe der Jahre viele Bücher gelesen, in denen erklärt wurde, wie man Ordnung in sein inneres Leben bringt. Gute Bücher. Aber Bücherlesen reicht nicht. Es passiert nichts, solange man nicht selbst etwas zu tun beginnt – und dann durchhält. So einfach ist das, und so anstrengend.“ Diese Passage musste ich mehrfach lesen – ich fühlte mich persönlich angesprochen – und deshalb habe ich sie hier auch nochmals wiederholt.
Über die Stille habe ich mir vor diesem Buch nicht speziell Gedanken gemacht, ich wusste nur, dass ich sie auch brauche. Erst vor ein paar Tagen habe ich „Der Klang von fallendem Schnee“ von Bonnie Poitras Tucker gelesen, wo es um ihr Leben als Gehörlose in Stille geht. Sehr beeindruckend. Ihre Stille ist ganz anders als die Stille, die wir selbst wählen.
Fazit: Viele Impulse zum Nachdenken – 5 Sterne für das Buch, das mich allein durch das Lesen hat ruhiger werden lassen.