Linda ist mit Leib und Seele Rüganerin. Sie betreibt die kleine Pension „Nordwind“ mit großer Leidenschaft und versucht, ihren Gästen eine ganz besondere Zeit während des Aufenthaltes zu schenken. Mit ihrem Freund Markus ist sie glücklich und eigentlich könnte alles perfekt sein, wenn Linda nicht tief in sich spüren würde, das etwas nicht stimmt. In dieser Gefühlslage trifft der Schriftsteller Paul in der Pension ein. Früher war er mit seiner Frau Paula regelmäßig Lindas Gast, nun kommt er alleine und wirkt völlig verändert und scheint jeden Lebensmut verloren zu haben. Lindas Helfersyndrom ist geweckt. Als sie sich in Paul verliebt, hebt das ihre ganze Welt aus den Angeln…..
Katharina Jensen entführt Leserinnen und Leser nach Rügen. Man taucht intensiv ein in die Schönheit der Insel und in die Gedankenwelt von Linda. Man lernt sie, ihre Gefühle, Sorgen, Ängste und Wünsche sehr gut kennen und mir war Linda sofort sympathisch. Man fühlt mit ihr mit und wünscht ihr, dass sich das Rätsel um ihren Vater aufklären möge.
Die Pension „Nordwind“ wird in dem Roman zu einem zentralen Ankerpunkt und ist so warmherzig beschrieben, dass ich gerne sofort meinen Urlaub dort gebucht hätte. Und auch wenn es sich um einen wirklichen Wohlfühlroman handelt, kommen doch ernstere Themen zur Sprache. Gerade die Verlust-Gefühle fängt die Autorin mit wunderschön beschriebenen Stimmungsbildern ein. Da sind die berührenden Briefe von Paul an seine Frau, die Einblick geben in die Gefühlslage eines Menschen, der mit dem Tod eines geliebten Menschen kämpft und sich selbst kaum zugestehen möchte, wieder glücklich zu werden. Da ist Linda, die ihren leiblichen Vater nicht kennt und von ihrer Mutter keinerlei Informationen zu ihm bekommen. Sie vermisst ihn auch ohne ihn zu kennen.
Paul und Linda nähern sich an. Verbringen viel Zeit miteinander und langsam öffnen sie sich füreinander. Die Spaziergänge und die kleinen Momente zwischen den beiden beschreibt Katharina Jensen mit viel Gefühl und schafft dabei mit viel Lokalkolorit aus Rügen eine wundervolle Kulisse.
Wer eine entspannte Lektüre für eine kleine Alltagsauszeit sucht, dem kann ich „Jeden Tag ein bisschen Meer“ empfehlen.