Zum zweiten Mal gelesen, dieses Mal in Originalsprache. Eine hübsche, reiche, junge Frau. Stolz, gibt sich nicht mit Leuten unter ihrem Stand ab (es sei denn, sie sind so arm, dass ihr Besuch als wohltätig angesehen wird), manchmal eingebildet und am meisten an sich selbst interessiert. Alles Attribute, die normalerweise die böse Stiefmutter, die Hexe oder die garstige Rivalin ausmachen. Nicht bei Jane Austen. Sie zeigt, dass eine Heldin/Frauenfigur nicht immer die Verkörperung von Güte, Sanftmut und Nächstenliebe sein muss. Frauen sind auch nur Menschen.
Eine köstliche Geschichte über die Gesellschaft und ihre Hauptfiguren, deren Muster heute noch genauso gut erkennbar sind wie damals. Jede Menge Drama, Missverständnisse, falsche Annahmen, verzweifelte Liebhaber, geheime Liebschaften, Eifersucht und mehr Witz und Humor als es sich für ein 200 Jahre altes Buch gehört. Jane Austen wusste einfach, was gute Figuren ausmacht; wie man Geschichten schreibt, die über Generationen hinweg relevant bleiben. Feministisch, lustig und eine Liebesgeschichte, wie sie nur Jane Austen schreiben kann!
Zu kritisieren gibt es bloss zwei oder drei Aussagen, die den gesellschaftlichen Normen von damals geschuldet sind (beispielsweise was eine gute Ehefrau ausmacht oder Ähnliches). Bei dem feministischen Grundtenor sind diese aber durchaus zu verzeihen.
Wie jeden Austen-Roman, sollte man auch diesen gelesen haben. Es lohnt sich.