Die 16-jährige Juno und ihr 12 Jahre alter Bruder Boy verstecken sich mit ihren Eltern auf einer einsamen Insel. Wovor sie sich verstecken müssen, wissen nur ihre Eltern. Sie werden von ihrer Mutter unterrichtet, gehen angeln, backen Kuchen und sonntags werden Gesellschaftsspiele gespielt. Die alltägliche Routine wird nur von Übungen unterbrochen, bei denen sie für den Ernstfall im Schutzraum Zuflucht suchen. In so einem Ernstfall wird die Familie angegriffen. Wer der Feind ist, das wissen auch nur die Eltern. Obwohl die beiden kein anderes Leben kennen, träumt Juno vom Leben auf der anderen Seite des Wassers.
Zu Beginn hat mich die Geschichte nicht gefesselt. Denn über 80 E-book Seiten lang wird dem Leser beschrieben, wie die Familie auf der einsamen Insel lebt, kocht und backt und sich unterhält. Es geht um das Leben in der Natur, um Bären, die angreifen könnten und um Landschaftsbeschreibungen und Familienleben. Ständig habe ich darauf gewartet, dass mal was geschieht. Doch die Handlung plätschert vor sich hin und das Ganze kommt und kommt nicht in die Gänge. Es machte sich Enttäuschung breit, denn ich hatte mir die Handlung und das Leben in der völligen Einsamkeit eindringlicher und schräger vorgestellt.
Dann auf Seite 80! Endlich eine überraschende Wendung, die doch noch die Genreeinteilung rechtfertigen. Denn man bekommt es mit einer Tat zu tun, die wohl eines der niederträchtigsten Verbrechen ist, die ich kenne. Was das für eine Tat ist, kann ich hier natürlich nicht verraten. Ab da wurde es fesselnder, spannender und ich habe doch mit etwas mehr Motivation weitergelesen.
In Ich Perspektive erfährt man nur die Sicht auf die Dinge der 16-Jährigen und es gibt auch keine Wechsel in den Zeiten. Dies wirkt ein bisschen einseitig. Ich hätte zum Beispiel die Sicht ihres Bruders Boy gerne gelesen. Das Ganze wirkt dadurch sehr einfach gestrickt und mehrere Male habe ich mir gedacht, dies könnte gut und gerne als Jugendbuch durchrutschen. Einfache Sprache, keine Perspektiv und Zeitwechsel…würde eigentlich passen.
Der Plot ist durch und durch konstruiert und die Figuren wirken naiv und sehr künstlich. Juno, die kein anderes Leben kennt, als dias auf der Insel, beginnt zu hinterfragen, weshalb die Familie dort auf dieser Insel sitzt. Dies wirkt nicht altersgemäss, denn eine 16-Jährige würde wohl noch ganz anders reagieren. Allerdings muss ich ihr zugutehalten, dass sie ein normales Leben mit Freunden, Ausgang und Handy halt nie kennengelernt hat.
Ihre Eltern machen eine enorme Wandlung durch und haben mich dadurch auch nicht unbedingt überzeugt. Einzig Boy empfand ich altersgemäss und überzeugend charakterisiert.