So sanft und harmonisch, wie vom schönen Cover her zu vermuten wäre, geht es nicht zu in diesem Roman. Er ist viel tiefgründiger und vielschichtiger - mehr als ich erwartet hätte.
Der Klappentext macht neugierig und das Buch verspricht, eine Liebesgeschichte zu erzählen, die sich von vielen gewöhnlichen Büchern unterscheidet.
Hauptsächlich wird die Geschichte von Nick erzählt, aber auch Anna, in die er sich in jungen Jahren verliebt. Die Liebe zur späteren Ehefrau Laura. Die Liebesgeschichten von Nicks Bruder Sal und die Geschichte der Eltern, resp. der Familie von Nick und Sal. Es geht über die romantische Liebe hinaus, auch Geschwisterliebe, Elternliebe, Kinderliebe -in vielen Facetten. Die Familiengeschichte von Nick und Sal ist schwierig, tragisch. Nick wird von seinem Vater dem Bruder gegenüber klar bevorzugt. So deutlich, dass es schmerzt und man sich fragt, wie das sein kann. Die Charaktere der Brüder sind sehr ausgeprägt. Die Persönlichkeiten von Mutter und Vater fand ich teilweise etwas überzeichnet.
Die Thematisierung der Zeugen Jehovas und die Regeln, welchen man in dieser Glaubensgemeinschaft zu befolgen hat kommen zur Sprache, geben der Geschichte aber nicht den hauptsächlichen Touch. Das habe ich als positiv empfunden. Es wird nichts skandalisiert und verunglimpft. Klar wird, dass es nicht einfach ist, in dieser “Bubble” aufzuwachsen wenn es einem nicht wirklich entspricht. Nicht weniger schwierig ist es, die Glaubensgemeinschaft zu verlassen, weil man die Brücken hinter sich abbrechen muss - gerade wenn die Familie dort ist - ich kann es mir nicht annähernd vorstellen.
Das Buch ist spannend erzählt. Man will mehr wissen, genauer, die Hintergründe. Nicht ganz einfach ist es, mit den häufigen grossen Zeitsprüngen umzugehen. Es gibt allenfalls Gelegenheit, zurückzublättern und sich so eigentlich den Inhalt zu verdeutlichen. Auch wenn der Schreibstil sehr flüssig ist, ist der Roman durch diese Zeitsprünge eben gerade nicht oberflächlich zu lesen.
Eine Leseempfehlung mit der Einschränkung, dass weder der Aufbau noch die Geschichte dem gängigen Muster entsprechen. Mir gefällt genau das.