Marie Hasemann hat alles durchgeplant: Familie, Job, Ernährung, Spontaneität – ja, auch letztere muss geplant werden. Und nur ja nicht die Zügel aus der Hand geben, denn dann ist das Ende nah! Ihre Ansprüche sind astronomisch hoch. Ehemann Alexander ist ob dem Perfektionswahn zunehmend genervt und auch die Kinder Robin und Lilli beginnen, rebellisch zu reagieren. Alles nicht zuträglich für Maries Gesundheit. Als die locker-gut-gelaunte-Hippie-Babette und ihre zwei Kinder in Maries Leben auftauchen, sind die Ampeln auf Rot und sie liegt am Boden – im wahrsten Sinne des Wortes…
Erster Eindruck: Das Cover ist auffällig, auch wenn sich mir die Bedeutung der an der Decke klebenden Frau nicht ganz erschliesst.
Die Tendenz, alles möglichst perfekt zu machen, kenne ich leider nur zu gut. Ich stelle auch hohe Ansprüche an mich selbst, aber von Maries Perfektionswahn bin ich doch weit entfernt, denn es war für mich nur schon ermüdend, ihr Tagesprogramm zu lesen. Dafür wäre ich dann viel zu bequem. Alle Aktivitäten der einzelnen Familienmitglieder bis ins kleinste Detail zu managen, individuelle Essenswünsche zu erfüllen, Hausaufgaben und Projektarbeiten der Kinder über Nacht zu „verbessern“, in diversen Gremien die Federführung zu übernehmen, Haushalt nebst Fulltimejob als Food-Designerin alleine wuppen, und, und, und…? Nein, danke, viel zu anstrengend.
Es wird jedem Leser klar sein, dass Marie mit ihrem Perfektionismus drauf und dran ist, den Wagen im übertragenen Sinne an die Wand zu fahren: ihre Kinder spuren nicht immer, ihr Mann scheint wenig motiviert, im Job könnte es besser laufen. Eigentlich ist es eine grosse Überraschung, dass Marie nicht schon viel früher gesundheitliche Probleme entwickelt hat… Und nun wird sie gezwungen, einen Gang runterzuschalten – etwas, was auf ihren unzähligen to-do-lists überhaupt nicht vorgesehen ist.
„Wenn man sich auf die Stimme eines Mannes freute, war man verliebt, wenn man das Gespräch wegdrückte, war man verheiratet.“
Babette sowie Maries Assistentin Scarlett haben mir sehr gut gefallen, ebenso das Wiedersehen mit Altbekannten aus früheren Romanen: Eddy, der wunderbare Barista, und seine Frau Luisa, die das vegane Feinkostgeschäft führt (letztere wird zwar nur namentlich erwähnt). Die Story hat sich für mich in der ersten Hälfte etwas gezogen. Danach wurde es deutlich besser. Die Wandlung war enorm, und das erst noch in (viel zu) kurzer Zeit. Die absolut ernstzunehmende Botschaft, auch mal loszulassen, ist bei mir angekommen. Von mir gibt es 3 Sterne.