Für mich als Menschenfreundin war dieses Zeh’sche Meisterwerk eine Tortur von A-Z - und zwar im positiven Sinne. Die einzelnen Charaktere des Romans sind mit unglaublich viel Liebe zum Detail ausgearbeitet und verfügen über jeweils ganz individuelle Eigenschaften. Somit lassen sie sich trennscharf voneinander abgrenzen. Erschreckend dabei: Keine einzige Figur ist sympathisch, geschweige denn ein guter Mensch. Erschreckend auch: Wie banal das Böse sein kann.
Zeh spinnt viele kleine Einzelgeschichten, die zu einem grossen Dorffilz zusammengefügt werden und man beginnt sich zu fragen, ob die Gesellschaft wirklich so heruntergekommen ist. In der Summe ist Unterleuten ein gar extremes Beispiel an Klatsch und Tratsch und Bösartigkeiten, doch macht man einen Schritt zurück und schaut auf die Situation als Ganzes, ist es das eben doch nicht. Nichts, was nicht wirklich so passieren könnte.
Einen Punkt Abzug gebe ich, weil die Anhäufung an negativer Energie, das Lesen teilweise etwas herausfordernd macht. Ansonsten aber wieder mal ein tolles Werk aus Juli Zehs Feder.