Susanna Schwager schreibt mit “Das volle Leben. Frauen über achtzig erzählen” ein Buch, wie ich es in dieser Art bisher noch nie gelesen habe. Wunderbar.
Die Geschichten von 12 Frauen, von ihnen persönlich erzählt und dies sehr persönlich. Dass jemand so aus seinem Leben erzählt, so offen, authentisch und ohne schön zu malen oder schlecht zu reden. Es ist wirklich einzigartig.
Unter den 12 Frauen gibt es auch sehr bekannte Frauen wie Stephanie Glaser, Emilie Lieberherr. Aber nicht so, wie ich es erwartet hätte, sondern ganz frisch und eben, nicht Dinge, die man in der Presse sonst gelesen hätte.
Aber auch andere Frauen, einfache, schildern ihr Leben. Die Sprache ist ebenfalls alles andere als gewöhnlich. Es ist eine Kunstsprache. Die Frauen erzählen sicher in Mundart. Geschrieben ist es auf schriftdeutsch, aber der schweizerdeutsche Touch kommt durch und es sind auch viele Dialektwörter dabei. Überhaupt nicht störend, im Gegenteil. Viele Wörter sind am Aussterben und nicht mehr geläufig. Es gibt ein Glossar mit all diesen Ausdrücken.
Im Übrigen kann man einen sehr guten Blick auf die Vergangenheit werfen. Die Schweiz seit ca. 1915. Natürlich hatten mir meine Eltern auch von früher erzählt, allerdings hatte ich in jungen Jahren etwa ein Gehör dafür wie jetzt meine Kinder. Das beschämt mich nun etwas, wenn ich dieses Buch lese und mir vergegenwärtige, wie viel anders die Lebensumstände vor ca. 90 Jahren in der Schweiz waren.
Ein absolut lesenswertes Buch. Es wird zu einem Lieblingsbuch und ich werde es bestimmt mehrfach verschenken.