Ich habe bisher nicht viele Klassiker gelesen, aber wegen diesen wunderschönen Schmuckausgaben von Coppenrath, habe ich Lust bekommen mich mit Klassikern auseinander zu setzen. Von Madame Bovary habe ich immer wieder etwas gehört, kannte die Geschichte jedoch überhaupt nicht. Das wollte ich ändern und wollte nun ihr Leben kennenlernen.
Emma ist auf dem Land aufgewachsen und sehr glücklich. Sie wünscht sich ein schönes Leben mit der Liebe ihres Lebens. Sie heiratet den Landarzt Charles Bovary, doch schnell wird ihr klar, dass ihr Mann eher langweilig und einfach ist. Emma will leben und lieben, doch das alles fühlt sie nicht für Charles. Je länger sie mit ihm zusammen ist, desto trauriger wird sie. Eines Tages ergreift sie die Chance und stürzt sich in Affären. Nicht nur das, sie beginnt Charles’ Geld für Luxussachen auszugeben, um ein noch grösseres Ansehen zu ergattern. Doch sie hat nicht an die Konsequenzen gedacht und scheint auch nicht mehr aus ihren selbstgesponnenen Lügen wieder herauszubrechen.
Emma ist ein sehr schwieriger Charakter. Zu Beginn mochte ich sie eigentlich ganz gerne. Doch sobald sie verheiratet wurde, merkt man schnell, dass ihr das nicht gut genug ist. Ich verstehe, dass sie das Landleben vermisst. Schliesslich ist sie dort aufgewachsen und ist sich gewohnt immer etwas zu tun haben. Und plötzlich muss sie das alles nicht mehr und lebt in Luxus. Mit diesem Schock kam sie schlussendlich nicht klar…
Charles ist ein ganz lieber Charakter, den ich auch gerne mochte. Aber wie bei Emma fand auch ich, dass er eher langweilig und viel zu ruhig ist. Trotz seiner Liebenswürdigkeit. Ich schätzte ihn vor allem, weil er Emma so sehr liebte. Für ihn reichte das, doch er merkte leider nicht, dass Emma wegen ihm depressiv wurde. Dann kamen noch Rodolpho und Léon hinzu. Diese beiden konnte ich auch nicht wirklich einordnen. Rodolpho passte mir gar nicht, viel zu eingebildeten und selbstsüchtig. Léon ist ein sehr netter Kerl mit Herz, aber irgendwie wurde ich auch aus ihm nicht wirklich schlau.
Das ganze Setting hat mir sehr gut gefallen. Die ganzen Nebencharaktere waren für mich eher verwirrend. Zwar spannend und interessant, aber ich wurde nicht aus allem schlau. War wohl so üblich in dieser Zeit.
Ich finde jedenfalls, dass sich Emma im negativen weiterentwickelt hat. Sie bereute es, Charles geheiratet zu haben. Aber warum redete sie nicht mit ihm darüber? Warum diese ganzen Lügen und Affären? Sie kam mir sehr eingebildet und egoistisch vor. Sie verlangte viel, gab aber nicht wirklich viel zurück. Sie versuchte wohl, das Loch mit Anerkennung, Liebe und Luxus zu füllen. Eigentlich ist sie nicht dumm, dennoch hat sie sich mehrmals übers Ohr hauen lassen. Gegen Ende hatte ich wirklich kein Mitleid mehr mit ihr. Charles und ihre Tochter hingegen taten mir sehr Leid. Um so erschreckender fand ich das Ende, was ich nicht wirklich vorausgesehen habe.
Drama pur! Wer sich gerne in Dramen verliert und noch dazu gerne Klassiker liest, oder lesen möchte, kann ich Madame Bovary gerne weiterempfehlen. Es liest sich etwas zäh, wie nun mal Romane in diesem Jahrhundert geschrieben wurden. Die Sprache ist hochgehoben, aber gut verständlich. Und mit den schönen Illustration macht es sogar mehr Spass.