Nicht umsonst ist Hubert Wolf einer der angesagtesten Kirchenhistoriker unserer Zeit! Solide und fundiert sagt er was Sache ist. Er vermeidet trotzdem jede leere Polemik und ist keineswegs ‘harmlos’ in seinem Standpunkt. Immer zeigt er Möglichkeiten auf, wo man nur Sackgassen sieht - macht die vergangene Tradition fruchtbar für ein mutiges Wagnis im Heute. - Und was da für Schätze im Keller kirchlicher Traditionen lagern, ist einfach nur stauenswert und verblüffend! - Oder wer ist sich bewusst, dass es im 12. Jahrhundert Äbtissinnen gab, die quasi episcopale Befugnisse hatten?! (Zelebret ausstellten, Dokumente unterschrieben…) Die sich bestärkt sahen, neben der juridischen auch die spirituelle Befugnisse zu haben und sogar das Evangelium verkündeten, ihren Mitschwestern die Lossprechung gaben… - Allerdings ging das dann den kirchlichen Herren der oberen Etage doch zu weit - allein, die juridische Macht wurde ihnen belassen.
Oder vieles von dem was man als ‘Tridentinum’ bezeichnet, wurde gar nicht auf dem Konzil von Trient beschlossen und verabschiedet - das meiste sind Fiktionen des 19./20. Jahrhunderts, Wunschdenken, das man aus Schriften ableitete, zu denen man Zugang hatte. Da das meiste damals noch unzugänglich in den Geheimarchiven des Vatikans ruhte, war Überprüfung und Auswertung ALLER Fakten nicht möglich (…und auch nicht gewünscht).
Vielfältig und vielschichtig sind die Themen, die Wolf in diesem Band, aufs Tapet bringt. Grossomodo kann man sagen, dass sie um Macht und Machtbefugnisse kreisen. Auch wenn sich nicht alles für heute 1:1 umsetzen lässt, wäre es eine Inspirations- und Mutquelle für DRINGEND notwendige Reformen. - Spuren wären schon mal gelegt - das Rad müsste nicht per se neu erfunden werden!