Kaspar entdeckt eines Tages nach der Arbeit seine tote Frau in der Badewanne. Ein Unfall? Oder ein bewusst herbeigeführter Abschied aus ihrem rastlosen Leben? Er weiss es nicht und wird es nicht erfahren.
Als er nach einiger Zeit der Trauer Birgits Schreibtisch aufräumt, unter anderem auch auf der Suche nach einem Manuskript, welches sie möglicherweise erstellt hat, findet er Aufzeichnungen. Und lernt seine Frau neu kennen. Erfährt, dass sie eine Tochter hat, eine Tochter, die sie ihm verschwiegen hat aus Angst oder vielleicht auch Scham. Während Kaspar ein sanftmütiger und neugieriger Literaturstudent aus Westberlin ist, wuchs Birgit in der DDR auf. Sie begegnen sich und Kaspar beschliesst, zu ihr in den Osten zu ziehen. Sie verneint und plant dann mit ihm die Flucht in den Westen. Das Kind, das sie heimlich bekommt, ist aus einer früheren Beziehung. Ihre gute Freundin Paula soll es in ein Heim bringen, denn dem Kindsvater traut sie nicht.
Kaspar ist nicht zornig, als er die Geschichte liest, vielmehr verwundert und traurig. Und beschliesst, seine Tochter zu finden. Er findet sie schliesslich in einer völkischen Siedlung, sie ist verheiratet und hat eine Tochter.
Es beginnt eine Konfrontation der Sichtweisen und ich bewundere Kaspar für seine Geduld und sein Durchhaltevermögen. Die Welt, in die er eintaucht, um seine Enkelin besser kennenzulernen, ist bizarr und für den aufgeklärten Menschen schier unbegreiflich und erschütternd.
Das Buch ist sehr feinfühlig geschrieben, leise, aber sehr klar. Der Autor nimmt einen mit in eine Zeit des Umbruchs und lässt erkennen, ohne zu erklären. Eine klare Empfehlung.