Dies ist das EINZIGE Buch von Jodi Picoult, welches ich wirklich nicht mochte. Ich musste es mehrmals zur Seite legen und mich zwingen, das Buch zu Ende zu lesen.
Der Klappentext des Buches ist vielversprechend. Jamie hat seine Frau “umgebracht”, aber ist Sterbehilfe wirklich Mord? Seine Frau war tot krank und hat ihn im Hilfe gebeten, sie wollte sterben. Nach der “Tat” fährt Jamie zu seinem Cousin Cam, den er bis jetzt nicht kannte, der aber Polizeichef ist, und gesteht den “Mord”. Das führt natürlich zu einer Mordanklage und einer Gerichtsverhandlung zum Thema “Ist Sterbehilfe Mord?”.
Soweit so gut, das Thema ist wahnsinnig kontrovers und sehr spannend, leider wird es kaum diskutiert. Wir erfahren zwar viel über die Geschichte von Jamie, seiner Frau und deren Liebe/Beziehung, aber das ist nicht das, was ich von diesem Buch erwartet habe.
Auch wenn das Buch sich nicht an das versprochene Thema hält, kann das Buch toll sein, doch das überwiegende Thema des Buches war eines, was mich (auch noch Wochen nach dem Lesen) auf die Palme bringt: (Achtung Spoiler)
Der Polizeichef Cam ist verheiratet. Zwar ist es nicht die super-glückliche Beziehung die Jamie führte, doch es ist eine friedliche, freundschaftliche Beziehung mit seiner Highschool Freundin Allie. Cam wünscht sich mehr, will aber das, was er hat, nicht aufgeben. Plötzlich taucht in Allies Blumenladen Mia auf, die abenteuerlustig ist, nirgendwo richtig zu Hause und irgendwie immer auf der Reise und auf der Suche nach einem temporären Job, solange sie an diesem Ort bleiben möchte. Irgendwann trifft Mia auf Cam und er erkennt, dass sie das verkörpert, was er an Allie vermisst. Schnell landen sie im Bett und beginnen eine Affäre. Schlechtes Gewissen ist bei keinem der Beiden wirklich vorhanden und sie “vögeln” (bitte entschuldigt meine vulgäre Sprache) munter weiter. Auch als Cams Mutter ihn “konfrontiert” ist ihre Einstellung “ist nicht mein Problem”.
Normalerweise werden heikle Themen in Picoults Büchern diskutiert und von verschiedenen Seiten belichtet, hier scheint der Ehebruch allerdings völlig in Ordnung zu sein. Allie erfährt nichts davon, Cam und Mia haben eine tolle Zeit und müssen sich nie für ihr Verhalten rechtfertigen, irgendwann geht Mia und alles ist wieder wie früher. Diese Art, das Thema Ehebruch zu behandeln, scheint fast wie eine Verherrlichung davon. Es ist in Ordnung, solange es niemand herausfindet und man hat für einen Betrug keine Konsequenzen zu fürchten.
In so einer Welt möchte ich nicht leben und so ein Verhalten will ich nicht unterstützen. Es gibt durchaus verschiedene Beziehungsmodelle und solange alle Personen einverstanden sind, ist jede Form okay. Die Eingestehung seines Fehlers von Cams Seite wäre auch eine Möglichkeit gewesen, oder dass Cam sich eingesteht, dass Allie nicht mehr die passende Frau für ihn ist und sie verlässt. Er verhält sich aber absolut feige und hat Allie überhaupt nicht verdient.
Wäre die Affäre von Cam und Mia nur ein kleiner Teil des Buches, so könnte ich darüber hinwegschauen. Leider ist es aber sehr dominant und der Leser muss es einfach akzeptieren.
Ich empfehle dieses Buch auf keine Fall, vor allem nicht, wer sich auf einen spannenden Diskurs über Sterbehilfe freut. Einzig Personen, für die Treue und Ehrlichkeit unwichtig sind, werden dieses Buch ohne Wutanfälle lesen können.