Wir schreiben das Jahr 1990, die Berliner Mauer ist gefallen. Das junge Paar Ella und René aus Ostdeutschland hat ungeahnte neue Möglichkeiten, die Welt zu entdecken: Und entscheidet sich für eine Reise 🧳 durch Frankreich. Nur „neu“ ist dabei eigentlich wenig, es wird zu einem Trip in vergangene Paradiese, in verwunschene Welten von „gestern“.
Durch Zufall gerät das Paar in ein Schloss (und verfallenes Weingut) im Südwesten des Landes. Seit Jahrzehnten ist das Gut auch ein Hotel, nur Gäste gibt es schon seit Jahren kaum mehr. Die Besitzerin, Gräfin de Violet, scheint mit ihrem Leben abgeschlossen zu haben. Und so geraten Ella und René in eine Situation, die sie so gar nicht gesucht haben…
Mario Schneider legt hier einen Roman vor, der mit einem äusserst starken Setting und faszinierenden Charakteren überzeugt. Durchwoben mit Schauerelementen, die mich ab und an an Daphne du Maurier etc. erinnerten.
Im Zentrum steht einerseits die junge Liebe von Ella und René, welche sich im Laufe der Geschichte in einem wilden Sturm befindet. Die zentrale Frage: Kann diese Liebe Ella je genügen?
Andererseits geht es um die verlorenen, vergangenen Paradiese der Gräfin und ihres Dieners/Butlers Vincent. Der Roman verwebt in einem philosophischen und doch leichten Ton die so unterschiedlichen Leben und baut dabei gekonnt Spannung und Atmosphäre auf. Äusserst gelungen!
Zu kritisieren hab ich dabei praktisch nichts. Nur selten drohen die Beschreibungen der Beziehungsprobleme etwas dahinzuplätschern, philosophisch-psychologische Beschreibungen zulasten der Handlung Überhand zu nehmen und die Bilder/Metaphern beginnen ein wenig zu knarzen. Aber der Bogen wird nie überspannt.
Insgesamt ein wunderbares Buch mit Anspruch für den Sommer!