Auf rund 350 Seiten (Ausgabe Suhrkampf-Verlag) wird die Ende des 19. Jhdt. spielende Geschichte der Effi von Briest erzählt. Die siebzehn Jahre junge Frau, verspielt, von heiterem Gemüt, verwöhnt und unbekümmert, wird mit dem zwanzig Jahre älteren Baron von Innstetten verheiratet. Effi ist gern in der Luft, draussen – ein Herzensmensch, der Freiheit liebt. Ihr Gatte ein Mann von Prinzipien. Das Zuhause der Eheleute ist weit weg von Effis Elternhaus. Glücklich ist sie nicht in ihrem neuen Leben und der neuen Umgebung, sie richtet sich so gut als möglich ein.
Die Geschichte entwickelt sich tragisch. Die Ehe geht auseinander. In der damaligen Zeit ist Effi als verstossene Ehefrau nicht gut angesehen. Die Eltern sind ihr nicht böse, folgen aber lange Zeit dem gesellschaftlichen Druck. Schliesslich kann Effi doch noch zurück in ihr Elternhaus.
Fasziniert hat mich der Schreibstil Fontanes. Die Sprache von dazumal, Wörter, die heute niemand mehr verwendet, welche so gut zu der gehobenen Gesellschaft passen, häufig dem Französischen entnommen. Diese Begriffe sind in Randnotizen immer erklärt. Die Geschichte an sich ist nicht so sehr speziell, aber dennoch spannend. Ich hätte mir den Ausgang auf keinen Fall so vorgestellt, wie er dann ist. Manchmal werden für meinen Gusto Szenen sehr langatmig beschrieben. Die Ausarbeitung der Charaktere und die Sprache machen es für mich aus, dass ich das Buch sehr gut finde. Es gibt durchaus auch Anlass zum Nachdenken. So gewinnt Effi sicher die Herzen der Leser/innen mit ihrer Art, ihrer Offenheit und der Leichtigkeit, auf Leute zuzugehen. Von Innstetten als Mann von Prinzipien ist einem weniger sympathisch – weshalb eigentlich? Er hat einen geraden, festen Charakter.
In der Ausgabe des Suhrkamp-Verlags gibt es eine Zeittafel und einen umfangreichen Kommentarteil. Dieser Anhang war für mich wertvoll und interessant.
Eine empfehlenswerte Lektüre!