Profikoch Thomas Sampl und Medizinjournalistin Madlen Zeller zeigen allwöchentlich in der NDR-Sendung „Visite“, wie gesund und wohlschmeckend gute Ernährung sein kann. In diesem Buch werden für jede Jahreszeit sechs heimische Produkte mit ihren Gesundstoffen vorgestellt und für die Rezepte verwendet. Das Motto lautet: „Simpel mit Sampl“!
Erster Eindruck: Ein sympathisches Autorenpaar lächelt mir vom Cover entgegen, gezeichnetes Gemüse, ein witziger Buchtitel – passt. Das Wortspiel im Buchtitel mit dem Autorennamen Sampl drängte sich ja förmlich auf.
Ich kenne die Sendung „Visite“ nicht, und daher waren mir Thomas Sampl und Madlen Zeller nicht bekannt. Ich finde es sehr schön, dass sie und ihre Arbeit auf ein paar Seiten vorgestellt werden. Mir hat der Theorie-Teil mit den Inhaltsstoffen, Bitterstoffen, Fett und Co. sehr gut gefallen.
Zu den vorgestellten Gemüsen gehören z.B. Beten, Grünkohl, Romanesco, Rosenkohl, Kartoffeln, Möhren, Lauch, Erbsen, Bohnen, Sellerie, Pak Choi, aber auch Äpfel, Holunderbeeren, Birnen und Quitten, wobei die letzten vier Kandidaten für mich Obst sind.
Ich habe folgende Rezepte ausprobiert:
- „Schnüsch“, ein norddeutscher Klassiker (S. 116). Ich habe mich gefragt, ob in diesen Eintopf wirklich ½ Liter Milch rein soll. Ich habe „nur“ 3 dl genommen, was mir aber auch zu viel erschien. Zudem hat mich irritiert, dass am Schluss die Milch mit dem Lorbeerblatt nur nochmals aufgekocht wird und das Gericht sodann servierbereit ist. In dieser kurzen Aufkochzeit kann das Lorbeerblatt meines Erachtens nicht wirklich seinen Geschmack entfalten. Meine Variante habe ich mit ein bisschen Speck ergänzt.
- Möhrensuppe mit Haferflocken (S. 64). Für mich war die „Moro“-Suppe neu und ich weiss nicht, ob diese geschmacklich einen Unterschied macht. Aber ich habe sie gemacht und sodann weiter nach Rezept gearbeitet. Ich habe Stangensellerie und Frühlingszwiebeln (anstelle von Knollensellerie und Schalotten) verwendet und kräftig gewürzt.
- Lauchquiche mit Schinken und Spargel (S. 90). Bei mir gab es folgende Anpassungen: Frühlingszwiebel (anstatt Gemüsezwiebel), grüner Spargel (anstatt weisse), kein Schinken. Ich habe Dinkelmehl für den Teig verwendet. Ich mag Lauch und Spargeln sehr gerne, habe die aber wohl noch selten in Kombination gegessen. Gemüsekuchen (bzw. -quiche) mag ich sowieso, und mit einem Mürbeteig ist es noch etwas spezieller als mit (dem für mich üblichen) Kuchenteig.
Es ist sicher nicht einfach, eine Rezeptauswahl zu treffen, denn schliesslich ist man durch die Anzahl Buchseiten limitiert und nicht alle Rezepte würden zum Thema passen. Ich hätte jedoch gerne mehr Rezepte mit Kartoffeln, Reis oder auch (selbstgemachten) Nudeln gehabt. Es wäre zudem schön gewesen, wenn es noch ein paar Desserts mehr gegeben hätte. Es gibt ein paar Seiten über Hanf, wofür ich mich jedoch nicht begeistern kann, ebenso wenig für Gurkengranité mit Weizengras oder ein Gurkenrisotto. Aber so sind Geschmäcker eben verschieden. Etliche Rezepte enden in Saucen-, Püree-, Musform oder als gemixte Suppe – das finde ich um die Bestandteile schade.
Fazit: Das Buch hat mir gefallen und die getesteten Rezepte haben gut geschmeckt. Daher gibt es von mir 3 Sterne.