Ein altes Lied heisst: „Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen.“ In diesem Buch berichten 23 Weltentdecker von ihren Reisen, aber insbesondere auch von den Problemen bei der Rückkehr. Was tun, wenn das Heimkommen länger dauert als die effektive Reise? Und was, wenn der Drang zum erneuten Reisen überhandnimmt?
Erster Eindruck: Mir gefällt das Hardcover mit den übereinandergelegten Fotos sehr gut, ebenso die vielen Fotos im Innern des Buches und die kurzen Lebensläufe (dabei hätte ich mir jedoch gewünscht, dass sie zu Beginn der jeweiligen Berichte stünden).
Aus meiner Sicht fängt dieses Buch an, wo ein Märchen immer aufhört („…und sie lebten glücklich bis ans Ende ihrer Tage“), doch nach der Hochzeit – im Märchen – wird es doch erst interessant. Hier im wahren Leben gefällt mir, dass die Rückkehr in den „normalen“ Alltag beleuchtet wird. Wie fühlen sich die einzelnen Reisenden? Wie ist ihr Umfeld? Die Zeit „zu Hause“ ist ja nicht stehengeblieben und alle haben ihren Alltag. Gefällt mir. Sehr unterhaltsam fand ich bereits den ersten Bericht von der Autorin selbst. Ich musste schmunzeln, als sie ihren Pulli – ihren „Reisepartner“ über zwei Jahre – nach allen Regeln der deutschen Ingenieurskunst bei 40 °C wäscht. Die Beziehung zu ihrem Freund ging leider ein halbes Jahr später zu Ende, schade.
Hier ein paar meiner Highlights:
- Valeska von Mühldorfers „Drang“, unbedingt weggehen zu müssen, ist verschwunden. Ich denke, wer nicht am gleichen „Fieber“ leidet, kann das schwer nachvollziehen.
- Helge Timmerberg: „Das Gras in Nachbars Garten ist immer grüner, und wenn ich über den Zaun hüpfe, verblasst es und wird normal.“
- Nick Martin („Die geilste Lücke im Lebenslauf“) hat sich eine sehr interessante Karriere erschaffen.
- Aylin und Stefan Krieger sagen, dass Reisen generell eine Geisteshaltung ist: „Das Leben an sich ist die Reise, und jeder von uns bestimmt täglich, wohin sie geht.“ So schön…
- Sabine Wackenroders Geschichte hat mich sehr interessiert, insbesondere da diese noch vor Internet und Co. war. Als ich den einleitenden Satz betr. Straffälligkeit in Deutschland gelesen habe, habe ich – in einem Café mit Kaffee und etwas Süssem – mal gepflegt vor Empörung vor mich hin geschnaubt. Tja, was man zuweilen bei Vorstellungsgesprächen erlebt, ist ja eine ganz eigene Geschichte!
Es waren ganz unterschiedlich lange Berichte, was zugleich auch ein kleiner Kritikpunkt von mir ist: ich hätte mir gewünscht, dass die Geschichten alle ungefähr gleich ausführlich erzählt worden wären. Für mich ist das Wichtigste des Buches, dass jedermanns Zeit wichtig ist, und nicht nur die der Weltentdecker. Mir hat der lesetechnische Ausflug in die weite Welt sehr gut gefallen – 4 Sterne.