so empfinde ich diese Erzählung von Laetitia Colombani! - So lieblich das Cover ist, so wenig ist es die Geschichte… obwohl sie von einem ‘Hoffnungsschimmer’ durchzogen ist, der im Laufe der Geschichte immer heller und immer mehr zu einem Licht wird.
Da ist die Lehrerin Lena, die nach einem fürchterlichen Schicksalsschlag dem Beruf und ihrem Land (Frankreich) den Rücken kehrt, in Indien will sie zur Ruhe kommen, in die nötige Distanz… Doch was sie dort erwartet, ist nicht, was sie erwartet!
Nach einer Unvorsichtigkeit, die sie beinahe das Leben gekostet hat, kommt ein Stein ins Rollen, der gleichsam eine Lawine auslöst, mitunter ein regelrechter ‘Steinschlag’! Minutiös recherchiert und gut fundiert/dokumentiert webt Colombani die Situation der Kastenlosen (besonders Frauen und Mädchen) und ihr Schicksal in die Geschichte ein. In der Gestalt von Lena formuliert sie mögliche Hintergründe und Zusammenhänge, akzeptiert diese nicht als Argument, sondern sucht nach neuen, für heutige Zeiten adäquaten Antworten.
Insgesamt könnte man so von einem (mutigen) sozial-politischen Roman/Manifest sprechen, das zwar kein Blatt vor den Mut nimmt und nichts verschweigt, aber doch Respekt wahrt und die nötige Achtung vor der Kultur (und hier auch Tradition) der/des Andern.
Lena findet ‘ihre’ Antwort, setzt sie in die Tat um - und flieht doch wieder vor… jedenfalls BEINAHE!
Die Geschichte bleibt bei mir hängen. Sie wirbelt nicht nur Sand auf, sondern hinterlässt Spuren, die ins Nachdenken führen - nicht einfach bloss über ‘die Anderen’, die leben, wie wir ‘im Mittelalter’, sondern sie schneidet Themen zur eigenen Lebens/Krisenbewältigung an oder zu konkreten Engagements, wo ich/man Handlungsbedarf ausmacht.