Zu Beginn hat es ein paar lustige Anekdoten und ich musste mich immer wieder zusammenreisen um nicht loszulachen. Der Autor Michael Nast, geboren 1975, wird als das Sprachrohr einer ganzen Generation bezeichnet. Er beschreibt in diesem Bestseller (welcher kürzlich auch verfilmt wurde), wie er und seine Kumpels ihre Partnersuche und die Beziehungen in Berlin erleben und löst damit eine Kontroverse über die vermeintliche Liebesunfähigkeit der Generation Y aus. Streng genommen gehört Nast aber gar nicht mehr zu der Generation, über die er da schreibt. Es geht ihm wohl mehr um diese Einstellung, die vielen gemein ist, ob Teenager oder Menschen um die 50.
Im Laufe des Buches wird es dann etwas diffuser, als die eigene Bindungsphobie des Autors sichtbarer wird. Weil er sich mit Gleichgesinnten abgibt, scheint auch sein ganzer Freundeskreis aus bindungsängstlichen Menschen zu bestehen. Er versucht in diesem Buch keine Abhilfe zu schaffen und er stellt auch niemanden an den Pranger (okay vielleicht die eine oder andere Frau, welche wieder mal seinen Vorstellungen nicht entspricht). Am Ende des Buches wird ihm schon bewusst, dass da vermutlich gewisse eigene inneren Selbstsabotage-Anteile aktiv sind, in die Tiefe geht er jedoch nicht.
Dies ist kein richtiger Ratgeber, sondern eine Ansammlung von Beobachtungen und Michael Nast hält der Gesellschaft der Beziehungsgestörten sozusagen den Spiegel vor. Soweit so akzeptabel. Ich fand es nur schade, dass er trotz dieser ausgeprägten Beobachtungsgabe, nicht noch analysierter vorgegangen ist, denn das Rätsel um die Beziehungsunfähigkeit wird nicht aufgelöst.
Es wird Wissbegierige geben, welche in seinem Buch nach Antworten suchen. Diese werden sie vermutlich nicht finden. Es ist unterhaltsam geschrieben und liest sich im Nu, es bringt einen auf dieser gewünschten Erkenntnis-Aha-Ebene jedoch nicht weiter. Die Zahl der Beziehungsunfähigen ist in der heutigen Zeit nicht grösser, das war früher genauso, nur wurde es nicht ausgelebt und es wurde auch nicht thematisiert. Damals fanden sich die Leute mit ihrem Schicksal ab und/oder machten die Faust im Sack. Die Werte und auch die Möglichkeiten waren ganz anders. Heute ist es einfacher über unsere Psyche und die Beziehungsprobleme zu sprechen, was ich übrigens absolut befürworte.
Es stehen uns auch so viel mehr Optionen zur Verfügung und sollte sich jemand tiefer für das Thema ‘Beziehungsunfähigkeit resp. Bindungsangst’ interessieren, dann empfehle ich die Bücher der bekannten deutschen Psychologin Stefanie Stahl.