Die neunundsechzigjährige Joy Delaney ist spurlos verschwunden, doch die vier erwachsenen Kinder melden sie erst nach einer Woche als vermisst. Stan wird verdächtigt, etwas mit dem Verschwinden seiner Frau Joy zu tun zu haben. Bis anhin schien bei der Familie doch alles perfekt zu sein, aber nun bröckelt die Fassade gewaltig… Wo ist Joy? Und wo ist die fremde Frau, die ein paar Wochen zuvor in Delaneys Leben trat? Was verheimlicht Stan?
Erster Eindruck: Das Cover des Schutzumschlages (ich bin kein Fan von Schutzumschlägen) fällt durch den Apfel, der geschält wird, sehr auf. Wenn man den englischen Buchtitel „Apples Never Fall“ nimmt, wäre zudem eine Verbindung zum Apfel gegeben. Mir gefällt der geschälte Apfel, da er zeigt, dass man nicht unter die Oberfläche (eines Menschen) sehen kann, aber so viel darunter steckt. Es überrascht mich, dass ein gebundenes Buch mit diesem Seitenumfang kein Lesebändchen hat.
Die Geschichte wird in der Gegenwart und in Rückblenden erzählt. Joy und Stan Delaney haben jahrelang erfolgreich eine Tennisschule betrieben, und nun – nach deren Verkauf – ist ihnen ein bisschen langweilig. Nehmen sie deshalb bereitwillig eine ihnen völlig fremde Frau auf (nun ja, zumindest Joy tut das – Stan ist zuerst noch zurückhaltend)? Savannah klingelt an der Tür, ist verletzt. Joys Mutter-Modus fährt voll aus – sie nimmt das verlorene Küken gleich unter ihre Fittiche. Wenn sie schon keine Enkel hat, die sie sich sehnlichst wünscht, kann sie sich ja um Savannah kümmern…
Nach und nach lernt der Leser die erwachsenen Kinder Amy, Logan, Troy und Brooke kennen. Früher haben alle auf Hochleistungsniveau Tennis gespielt, aber schlussendlich andere berufliche Wege für sich entdeckt. Es hat mir gut gefallen, kleine Einblicke in deren jeweilige Lebenssituation zu erhalten und auch, wie sie untereinander agieren.
Joy ist also plötzlich weg. Sie hat den Kindern zwar eine Handy-Nachricht geschrieben, aber die war nicht verständlich (Autokorrektur lässt grüssen!). Stan hat auch keine Ahnung, wo Joy sein könnte – sagt er. Aber stimmt das auch? Der Polizei fallen diverse Ungereimtheiten in dieser Geschichte auf und auch das Umfeld meint plötzlich, viel zu wissen…
„Das ist ein mögliches Motiv und das ein anderes, denn in jeder jahrzehntelangen Ehe gibt es diverse Mordmotive. Jeder Polizist und jede Friseurin weiss das.“ (S. 166)
Für mich war dies das zweite Buch von Liane Moriarty nach „Neun Fremde“, was für mich eine schräge, irrsinnige 5-Sterne-Geschichte war. Ich hatte daher hohe Erwartungen an das vorliegende Buch. Und? Die Autorin hat über 560 Seiten lang viele kleine Details aus verschiedenen Blickwinkeln erzählt, von denen nicht absehbar war, welche später vielleicht nochmals wichtig werden könnten. Der Ausgang der Geschichte war für mich sehr stimmig. Ich gebe gerne erneut 5 Sterne und freue mich auf weiteren Lesestoff aus dem Haus Moriarty.