Auch ich habe mir schon mal die Frage gestellt, wie vielleicht viele andere auch: Was wäre wenn? Was wäre, wenn ich mein Leben von heute auf morgen ändern und komplett umkrempeln könnte? Eben nicht mit langwierigen Entscheidungen, sondern mit einer einzelnen Weichenstellung. Vor diese Möglichkeit wird Julian durch die LifeExchange Plattform gestellt. Nimm nur eine Reisetasche aus deinem alten Leben mit und springe in ein neues Leben. Eine verlockende Vorstellung, vor allem, wenn man wie Julian in einer Sackgasse steckt und keinen Ausweg mehr sieht.
Katharina Reschke nimmt den Leser und die Leserin mit auf diese Gedankenreise. Durch den sehr flüssigen Schreibstil und die gut gezeichneten Spielorte, kann man sehr schnell in die Geschichte eintauchen und im Kopf die Figuren des Romans auf der Reise begleiten.
Der Roman stellt die Frage nach dem Glück im Leben, den eigenen Zielen und Wünschen und nach dem, was Julian - und damit vielleicht auch dem Leser/der Leserin – wichtig ist.
Ich finde es gut, dass es sich hierbei nicht um einen weiteren Lebenshilferatgeber handelt, sondern einen fiktiven Roman. So kommen beim Lesen vielleicht die Fragen nach dem eigenen Lebensweg hoch, man denkt vielleicht daran, wo man selbst eine neue Abzweigung nehmen könnte, um sein Leben noch lebenswerter zu machen. Doch wird nicht mit einem erhobenen Zeigefinger konfrontiert und der Aufforderung viele Übungen und Aufgaben zu erledigen.
Eines allerdings hat mir die Lektüre des Buches deutlich gemacht: wenn Du wirklich etwas in Deinem Leben ändern willst, dann kannst Du es nicht mit einem Fingeschnippen machen oder Dir ein neues Leben einfach so „kaufen“. Denn eine Person ist immer mit an Bord – nämlich Du. Die eigenen Ängste, Sorgen, Fähigkeiten, Persönlichkeitsmerkmale, Prägungen und die eigene Geschichte nimmt man überall hin mit.
Daher war die Lektüre des Romans für mich eher ein Denkanstoß immer weiter zu versuchen, sein Leben zu gestalten, sich mit den Menschen zu umgeben, die einem selbst guttun und vielleicht (ganz heroisch gedacht) im Kleinen zu versuchen, die Welt ein kleines bisschen besser zu machen. Das perfekte Leben gibt es nicht, dazu hat jeder einzelne zu wenig Einfluss auf die äußeren Umstände, doch es ist einen Versuch wert, das beste aus dem zu machen, was man hat.
Mein Fazit: ein unterhaltsamer Roman, gut geschrieben, der entweder nur unterhalten oder (wenn man dies möchte) zum Nachdenken anregen kann.