Seit “Game Changer” bin ich Fan von Shusterman - und sein neuer Roman hat mich wieder innert kürzester Zeit in seinen Bann gezogen. Was wäre, wenn Drogen - mit denen man im schlimmsten Fall ja eine innige Beziehung eingeht - ein Wesen wären, das ebenfalls Absichten hegt? Dieser faszinierende Gedanke ist der Kern in dieser Story und das geht buchstäblich unter die Haut.
Isaac und seine Schwester Ivy leben in einer Durchschnittsfamilie. Die Eltern haben ein eigenes Innendekorationsunternehmen und arbeiten gerade an einer Yacht. Es ist harte Arbeit und mehr schlecht als recht bezahlt, aber sie kommen durch. Isaac ist ein Fussballstar und hat die besten Aussichten auf einen guten Abschluss und ein Stipendium, Ivy hat eine Lernschwäche und gerät in Schwierigkeiten, als die Rektorin der Schule sie rauswirft, weil sie glaubt, dass Ivy Alkoholmissbrauch betreibt. Nach einem Sportunfall bekommt Isaac eine Schmerzpille von seiner Grossmutter. Ivy bekommt ein Medikament, das ihre Konzentration fördern soll. Alles ganz harmlos, alles ganz easy. Wir wissen aber bereits zu Anfang, dass nicht alles so herauskommt, wie es vorgezeichnet scheint. Das erste Kapitel beschreibt, wie versucht wird Isaac mittels Naloxon wiederzubeleben. Wir sehen durch Nalos Gedanken was in ihm und Isaacs Körper vorgeht. Diese Perspektive nimmt ab jetzt die Hälfte des Buches ein - immer wenn Roxy (alias Oxytocin) und Addison (alias Adderall - etwas ähnliches wie Ritalin - Addisons “ältere Schwester” heisst Rita) ihre Sicht der Erlebnisse mit Isaac und Ivy beschreiben. Wir lernen auch die ganze andere Drogenfamilie kennen - Dusty, Charlie (Kokain), Hiro (Heroin), Lucy (LSD) und Mary Jane, die Legalisierte) - und es ist schlichtweg umwerfend, wie Shusterman und sein Co-Autor - nämlich sein Sohn - die Persönlichkeiten dieser Drogen beschreiben. Ihr wichtiges Ziel ist ein Plus-Eins, sprich ein Toter. Sie halten sich meist auf einer grossen Party auf und locken ihre Zöglinge in die VIP-Lounge, um dort den finalen Treffer zu landen.
Das Buch ist ein Höllentrip - im wahrsten Sinn des Wortes. Herzrasen inbegriffen.