Das Haus der Familie Carmichael brennt fast vollständig nieder. Die 14-jährige Jade und ihre Stiefmutter Nathalie werden eines Abends vom Brand überrascht, Ehemann und Vater Alex weilt ausser Haus. Jade erleidet schwere Verletzungen und landet im Krankenhaus. Nathalie ist wie durch ein Wunder unverletzt. Jade schwört, dass sie genau vor dem Brand einen unbekannten Mann im Haus gesehen und sich versteckt hat. Alex stellt Nathalie zur Rede, die bestreitet, dass ein Fremder im Haus war. Alex beginnt Nachforschungen anzustellen und entdeckt Brisantes aus der Vergangenheit.
Dieser Thriller beginnt mit einem absoluten Alptraum. Das Haus der Familie Carmichael brennt nieder und plötzlich ist nichts mehr in ihrem Leben, wie zuvor. Diese Stunden und Tage nach dem Brand werden in Ich-Perspektive von Alex erzählt und da findet sich mein einziger Kritikpunkt in der Geschichte. Alex erzählt und spricht so emotionslos, dass ich ihm den Schock nicht abgenommen habe. Dabei sollte er in Panik sein. Nicht nur, dass sein Hab und Gut zerstört wurde und seine Frau sich seltsam verhält … auch seine Tochter Jade schwebt in Lebensgefahr. Hier hätte ich mir eindringliche Worte von ihm gewünscht. Doch Alex scheint das alles nicht so sehr zu berühren. So empfand ich die Figur als flach und …ja … fast…langweilig.
Die Geschichte wurde in sechs Teile gegliedert. Im ersten Teil erfährt man vom Brand und sieht auch hinter die Kulisse des Familien - und Ehelebens. Hier kamen bei mir erste Zweifel auf, ob alles im Leben der Carmichaels so abläuft, wie Alex erzählt und es sieht. Dann liest man in einem starken zweiten Teil, was in der Vergangenheit einer Schlüsselperson geschehen ist.
Ab hier entwickelt sich die Geschichte ganz in eine andere Richtung als gedacht und hat mich positiv überrascht. Dieser Teil endet mit einem Cliffhanger und ab da konnte ich das Buch nicht mehr zur Seite legen. Was man ab da zu lesen bekommt, ist Psychothriller vom feinsten. Etliche Plot Twists haben die Spannung immer wieder neu entfacht und schlussendlich habe ich mir insgeheim gedacht: Was kommt denn da noch? Es kommt noch einiges an überraschenden Wendungen und die nicht nur unvorhersehbar, sondern auch sehr schlüssig.
So habe ich eben das Buch zugeklappt und mich gefragt, warum ich diese Wendungen nicht habe kommen sehen? Die Antwort ist, dass ich mich vom Klappentext habe täuschen lassen. Wirklich clever gemacht, den Leser mit einer Fassung einzulullen und dann in eine ganz andere Richtung die Geschichte laufen lassen!
Sehr gefallen hat mir, dass die Autorin längere Passagen in derselben Perspektive oder Zeit erzählt und auf hektisches Hin und her verzichtet. Auch die Anzahl Figuren wurde nicht künstlich in die Höhe geschraubt, was einen guten Ueberblick erlaubt. Statt mit vielen Nebenfiguren die Handlung „aufzumotzen“ laufen genau so viele Figuren mit, wie es benötigt.