Wir alle kennen die biblische Geschichte von Hiob, der ein gottesfürchtiger Mann war, alles besass und alles verlor, weil Gott und der Teufel eine Wette abgeschlossen hatten. Als Hiob alle schrecklichen Prüfungen besteht und nicht vom Glauben abfällt, wird er von Gott belohnt. Der Held dieses Buches heisst nicht Hiob sondern Mendel Singer, der in Russland vor dem 1. Weltkrieg mit seiner Familie lebt und die Tora lehrt. Es ergeht ihm wie Hiob, verliert er doch alles, was ihm lieb ist, obwohl er später im gelobten Land Amerika mit seinen Söhnen lebt. Seine Familie stirbt fast vollständig, nur einer überlebt. Einer, den man nie auf der Rechnung hatte und Mendel Singer in ein neues, fröhliches Leben führt. Ein Buch, das auch runterziehen kann, wenn mans im falschen Moment liest. Man bedauert Mendel Singer die ganze Zeit, der Mann macht alles richtig, und doch wird ihm fast alles entrissen, was ihm von Herzen etwas bedeutet. “Hiob” findet zwar ein versöhnliches Ende, aber sehr viel wahrscheinlicher wäre doch, dass Mendel Singer an seiner Verzweiflung zu Grunde geht. Mir wäre es auf jeden Fall so ergangen. Das Buch ist von einer eigenartigen Melancholie umgeben, die mir sehr gefallen hat. Ein beeindruckendes Werk eines bemerkenswerten Autors, der viel zu früh gestorben ist.