In dem Buch geht es um das Leben der Familie Fitzgerald. Da ist einerseits die todkranke Tochter Kate, ihr vernachlässigter und auf die schiefe Bahn geratener älterer Bruder Jesse und die verzweifelten Eltern. Im Mittelpunkt des Buches (nicht der Familie) steht aber die jüngste Tochter Anna, die durch künstliche Befruchtung entstand, mit der Aufgabe, als Spenderin für ihre grosse Schwester herzuhalten. Mit 13 Jahren sucht sie einen Anwalt auf, um die Entlassung aus der elterlichen Vormundschaft in medizinischen Angelegenheiten vor Gericht zu erkämpfen.
Das Buch ist immer aus der Sicht eines Protagonisten geschrieben und zusätzlich in Tage unterteilt. Man bekommt einen guten Eindruck der einzelnen Handlungsfiguren. Medizinische Details werden authentisch beschrieben - hier wird nichts verschönert. Obwohl man im ersten Blick Mitleid mit der todkranken Kate hat, entwickelt sich auch um ihren Bruder Jesse ein Drama. Ausserdem sollte man nicht zu vorschnell über Annas Absichten urteilen oder die der Mutter, die ja eigentlich nur versucht, ihre Familie mit allen Mitteln zusammenzuhalten. Eins ist sicher, ein Happyend kann es in so einer Geschichte nie geben.
Jodi Picoult hat sich hier an ein unglaublich schwieriges Thema herangewagt. Dabei hat sie mich absolut gepackt. Ich habe das Buch schon mehrmals gelesen und bin immer wieder gleich gefesselt. Nur schon beim Lesen empfindet man so viel, dabei ist es der traurige reelle Lebensinhalt vieler Familien, die tagtäglich einen solchen Kampf ums Überleben führen, dass man schnell die Grenzen von Ethik und Moral aus den Augen verlieren kann. Für mich persönlich ist die grösste Erkenntnis des Buches, dass es nicht immer nur richtig und falsch gibt und dass man sich glücklich schätzen sollte, wenn man nicht selbst vor einer derart schwierigen Entscheidung steht.
Ausserdem soll erwähnt sein, dass das Buch inhaltlich an Sciencefiction grenzt. Denn im Erscheinungsjahr 2004 war die Medizin noch nicht so weit. An den Möglichkeiten der Schöpfung von Designerbabys wurde noch geforscht. Dies macht das Buch noch faszinierender, obwohl oder gerade weil sich auch heute, wo die Medizin so viel weiter ist, immer noch die gleichen ethischen Fragen stellen.
Ich möchte gerne noch davor warnen, dass alle, die das Buch gelesen haben, besser nicht den Film schauen. Klar, Bücher sind immer besser, aber in dem Fall frage ich mich, ober der Regisseur das Buch überhaupt gelesen hat. Einfache Details wie der Name der Tante oder die Haarfarbe der Mutter wurden geändert. Die Geschichte des Vaters und des Bruders, die inhaltlich sehr wichtig sind um das Ausmass des Familiendramas zu begreifen, werden nahezu weggelassen und das schlimmste ist, (Achtung Spoiler!!) dass am Ende die andere Tochter stirbt, als es im Buch steht. Dies hat nichts mit meiner Buchbewertung zu tun. Es hat mich aber sehr aufgeregt, da ich es respektlos der Autorin und allen ihren Lesern gegenüber finde. Deswegen wollte ich es an dieser Stelle kurz erwähnen.