Auch wenn der Untertitel ‘Wie das Leben leichter wird’ lautet, ist Schmid’s Büchlein nicht einer jener Ratgeber, die einem das Glück und die Leichtigkeit mit lockeren Worten anpreisen - in rezeptartiger Manier - ‘man nehme’ - als wäre Tun und Ergehen eine Gleichung, die stets und immer aufgehen würde…
Schmid gibt in 10 kurzen Anregungen Gedanken und Fragen zur Hand, die einen einen Zugang zur ‘Selbstfreundschaft’ bieten wollen - eine philosophische Annäherung für ein wohlwollendes ‘Mit-sich-’ und ‘Für-sich-sein’, bar jeder Egomanie und jedes Narzissmus - wie auch gute Freundschaft von Geben und Nehmen lebt.
Differenziert analysiert er gängige Begriffe und Auffassungen von ‘Selbstliebe’ - und führt sie in eine neue Dimension, weil er für ‘Selbstfreundschaft’ plädiert. Er spricht vom Recht des ‘Strebens nach Glück’ anstatt einem ‘Recht auf Glück’ oder führt aus, dass ein erfülltes Leben nicht unbedingt ein ‘gelingendes’ Leben sein muss - auch wenn manches (gar vieles…) misslingt, kann das Leben als solches trotzdem als ‘erfüllt’ erfahren und gelebt werden.
Wollte man die Kontraste ausschalten und eliminieren, würde das Leben selbst schal und farblos. Das Licht erhält seine Bedeutung erst vom Dunkel her, ebenso weiss man die Freude erst zu schätzen, wenn man das Leid kennt. - Es muss nicht immer alles rund laufen - es sind die Ecken und Kanten, die Kontur geben.
Er trifft den Nagel auf den Kopf, wenn er eine ‘Icherschöpfung’ diagnostiziert, weil dem Bedürfnis nach medialer Selbstoptimierung und präsentierten Dauerglücks nachgegeben und nachgegangen wird. - Er sagt es klar, dass jeder Mensch auch unglücklich sein darf - und er sich dessen nicht schämen braucht.
Im ‘Schluss’ skizziert Schmid kurz eine Geschichte der ‘Ich-Werdung’ - wie das ‘Untertanen-Ich’ zum ‘losgelösten Ich’ wurde und sich so immer mehr zu Mass und Mitte von allem erklärte (mitunter aufspielte) - und wie inzwischen wieder vermehrt Raum und Sehnsucht nach einem ‘Miteinander-Ich’ wächst - das zwar nachwievor eigenständig ist - aber nicht alleiniger Mittelpunkt - sondern im Austausch mit sich UND den andern.
Schmid’s Büchlein lässt sich zwar schnell und flüssig lesen - will aber Zeit beanspruchen, um es zu rezipieren und im Nachdenken über die vielfältigen Fragen, die er einem stellt, eigene Antworten zu finden.