Wenn man schon mal etwas von Virginia Woolf gelesen hat, weiss man ungefähr, worauf man sich einlässt. Dass sie wunderbar schreiben kann, steht ausser Frage, dass man sich extrem konzentrieren muss, wenn man ihre Bücher liest, auch. Meisterhaft springt sie teilweise noch im selben Satz von der einen Person zur nächsten. Es ist keine geradlinige Geschichte, sondern eine Sammlung von Wahrnehmungen, Gedanken und Persönlichkeiten.
Es ist wirklich faszinierend, wie sie eine Person anhand Wahrnehmungen anderer beschreiben kann, die so unterschiedlich sind, dass man das Gefühl hat, nicht einen, sondern verschiedene Menschen vor sich zu haben. Was ja auch Sinn macht, denn je nachdem, wen man fragt und was diese Person mit diesem Menschen erlebt hat, kriegt man eine vollkommen andere Beschreibung von ihr. Ausserdem tänzelt sie von Charakter zu Charakter, ohne sich darum zu scheren, ob der oder die Leser:in mitkommt oder nicht. Sie erwartet einfach, dass man versteht, was man je länger, desto besser auch tut.
Dieses Buch kann man nicht einfach so nebenbei lesen. Es verlangt Konzentration und die volle Aufmerksamkeit, weshalb ich dafür auch etwas länger gebraucht habe. Hin und wieder war es mir zu anstrengend und ich habe es weggelegt.
Trotzdem ist es ein faszinierendes Buch mit einem Inhalt, den ich so noch nie gesehen habe. Wenn man sich darauf einlassen möchte und kann, empfehle ich es weiter!